Dat Kruut för'n Nevelmaand:
Andorn

vun Anke Nissen

Marrubium vulgare — Familie Lamiaceen (Lippenblütler)

 

Anner Namen:

 

Andorn das Weible, weißer Dorant, Gottvergeß, Gottvergessen, Gotteshilfe, Helfekraut, Mariennessel, Marobel, Marubel, Prasion, Prassium, wilder Tarant

Sammelt warrt:
Herba marubium, also Bläder, ok bövere Delen vun de Plant, wenn se blöht, also in Junimaand

Warrt bruukt:

  • Lööst Sliem un hemmt Entzünden bi Katarrh in de Atenweeg
  • Reegt de Gall un den Maag an, mehr Saft tostann to bringen, helpt dordör bi't Verdauen un gegen Vullbuukswehdaag. Ok gegen Appetitlosigkeit.
  • Allgemeen stärkend
  • In de "Erfahrungsheilkunde" gegen
    • Swackheitstostänn,
    • Pien bi de Menstruatioon,
    • Bronchitis,
    • drögen Hoosten,
    • to veel Speck up't Lief
So warrt't anwennt:
  • as Andorn-Extrakt (Extractum Marrubii),
  • Andorn-Tinktur,
  • as Tee, Ümslääg

Wohrschuug:

Eventuell — heel, heel selten — allergische Reaktioon!


AndornIk weer in Fulda in enen groten wunnerschönen Klostergoorn, un dor fünn ik en Beet, up dat blöh Andorn. Ik stünn noch to kieken, dor snack mi en Klosterfru an:
"Oh," sä se, "se kennt noch unsen goden olen Andorn?!"
"Ja, ik kenn em noch", un ik vertell, dat in Lübeck in den lütten Klostergoorn vun dat Maria-Magdalenen-Kloster ok Andorn wasst. —
"Andorn harr fröher en groot Bedüden in de Kloosterheilkunn un ok bi de eenfachen Lüüd," vertell nu de frame Fru, "denn Andorn is meist för all Organe vun uns Minschen goot to bruken, dat is so'n richtig "Allerweltskruut". Vör allen aver is dat goot för de Atemweeg un för dat Verdauen. — Man hüüt hebbt de Minschen den Andorn en beten vergeten."
Un denn vertell se, dat de Andorn wohl ut de Mittelmeerlänner stammt.

Andorn. Foto: Anke Nissen
Andorn. Foto: Anke Nissen

Andorn. Foto: Anke Nissen
Andorn. Foto: Anke Nissen

Wi weern uns eenig, dat he en beten so utsüht as uns Taubnettel. Siene Blöden sünd witt. Sien 10 Kelchbläder hebbt so hakig, verdornt Spitzen — dorher de Naam Andorn —, de blievt gern an Kleder un Büxen hangen. "Kieken Se!", un se wies up miene witte Büx, dor seten wohrhaftig poor Samen — ähnlich as de Kletten dat doot.

Wi hebbt denn 'n beten snuppert un faststellt, dat de Andorn sööt rüükt, man smecken deit he scharp, bitter. Sien latiensch Naam wiest dor up hen, denn Marrubium kümmt von marrium, un dat bedüüdt bitter.

De Mönch Walahfrid Strabo schrifft (Hort-200):

"Einerseits brenne der Andorn herb im Munde,
andererseits dufte er angenehm"

Andorn höört to de so nöömten Ruderalplanten — jüst so as Bifoot, Katzenminze, Wermut... Dat sünd Planten, de jümmers in de Nähe vun minschlich Siedlungen to finnen sünd. Disse Planten hebbt de Minschen dörch de Johrhunnerte begleitet.

Andorn höör fröher to de Fruunkrüder, dat weern Krüder, de sullen Fruun bi de "Entbindung" un bi Fruunlieden helpen.
Ok wörr Andorn-Tee fröher to'n Lindern vun stark Beklemmen in de Boss drunken.

Andorn. Foto: Anke Nissen
Andorn. Foto: Anke Nissen

Ik mütt seggen: stunnenlang harr ik wieder mit disse Nonne snacken mögen, man se müß nu in de Kirch to'n Beden, un ik müß dorüm rut ut dissen paradiesischen Goorn. De wörr nu för Lüüd as mi afslaten.

To Huus heff ik denn glieks miene ollen Krüderböker ruthaalt.
Al in heel fröhe Tiet weer Andorn as Heilkruut bekannt. Bi de Pharaonen gell he as Help bi Kranksien vun de Atemweeg. Ok Dioskurides, Odo Magdunensis un Hildegard vun Bingen bruuken Andorn dorför.

De Abt Walahfrid Strabo vun dat Kloster Reichenau schreev in de Mitt vun dat 9. Johrhunnert in sienen "Hortulus":

"Sollten die Stiefmütter je
feindselig bereitete Giftmischen in das Getränk
oder in trügerische Speisen verderblich Eisenhut mengen,
so scheucht ein Trank des heilkräftigen Andorns,
unverzüglich eingenommen, die drohenden Lebensgefahren."


Leonhart Fuchs schreev 1543 in sien "Kreutterbuch" över twee verschieden Andorn-Planten:

  • De Swarte Andorn, marubium nigrum: He warrt vunwegen sien swatten Stengel so nöömt un hett en "starcken und stinckenden geschmack"
  • He wasst: "bey den wegen, alten gebeujwen, zeunen, kirchhöfen,
    und andern ungebawten orten."
  • De Witte Andorn:
    "würt von ettlichen genent Marobel un Gots vergeß.
    Auf griechisch Prasion.
    Zu latein Marrubium.
    In den Apotecken Prassium.
    Ettliche der Teutschen heyssen solch kraut Andorn das weible."
    (der weiße Andorn wird von etlichen genannt Marobel und Gottvergeß.. . .
    Etliche der Deutschen heißen — nennen — solch Kraut Andorn das Weibchen)
  • Över sien "krafft und würckung":
    "die Blätter in Wein gesotten und getrunken
    bringen den frawen ir krankheyt
    und treiben auß das nachbürdlin.
    Sie seind gut den frawen so schwerlich geberen
    denen so von den nattern gebissen seind
    oder Gift getrunken haben..."
    "Der safft mit honig angestrichen
    macht klare augen.
    In die ohren gethon
    legt er den schmertzen derselbigen..."

    ( "bringen den Frauen ihre Krankheit (Menstruation) und treiben aus die Nachgeburt. Sie sind gut zu: den Frauen, die schwer gebären, denen, die von Nattern gebissen sind oder Gift getrunken haben...."
    "Der Saft mit Honig angestrichen macht klare Augen. In die Ohren getan, beseitigt er die Ohrenschmerzen...")

Andorn-Tee

  • 1 Teelöpel dröögt Andorn-Kruut
  • mit en Tass kaken Water övergeten.
  • Teihn Minuten trecken laten.
  • Afseihen,
  • in lütte Slucke drinken.
  • Gegen Maag-un Darmbesweer: en Tass Andorntee vör't Eten drinken
  • To'n Sliem lösen bi Hoosten: mehrmals an'n Dag en Tass Andorntee drinken, mit Honnig sööt maken
  • To'n Anregen vun den Apetit: 3 mal an'n dag vör't Eten drinken.

Nich mehr as dree Tassen vun dissen Tee an enen Dag drinken!

Andorn-Tinktur

  • Dröögt Andorn-Kruut in en Glas füllen.
  • Mit Weingeist orrer Doppelkorn övergeten, dat Kruut ganz bedecken!
  • 2 bet 6 Weken stahn laten.
  • Afseihen.
  • In en düüster Buddel füllen.
  • Dreemal an'n Dag 10 bet 50 Drüppen vun disse Tinktur nehmen, an'n besten mit Water verdünnen.

Teemischungen

Andorn is in vele Teemischungen to finnen, as Bispill in Leber- un Gallentee.
En Mischen heff ik mal beschreven bi "Thymian":

Ysop-Thymian-Tee

kann helpen bi krampfig Anfälle vun Hoosten, Koliken, orrer ok Menstruationsbesweer.

  • 30 g Thymian
  • 30 g Ysop
  • 20 g Johanniskruut
  • 20 g Andorn
  • mischen.
    För een Tass Tee:
  • 2 Teelöpel vun diss Krüdermischung mit hitt Water övergeten,
  • 5 Minuten trecken laten, afseihen.
  • Morgens un avends je 1 Tass drinken.

Andorn is en olle Heilplant. Se harr mal en groot Bedüden. Se gell as wertvull Heilkruut, as kräftig wirken Kruut.
Mi wunnert, dat Andorn bet hüüt kuum vun de Wetenschaft ünnersöcht worrn is. Hüüt hett Andorn fast keen Bedüden mehr, warrt nich mehr veel bruukt.



26.10.2008


na baven