Œwer'n Rägenbågen

vun Behrend Böckmann


'N Rägenbågen billt sik, wenn't rägen deit un tau glieken Tiet dei Sünn schient un dei Sünnenstråhlen up Rägendruppen dräpen. So seech dat ok Goethe, hei höll den Rägenbågen för 'n "Phänomen", dat wi Phöbus, den antiken Licht- un Sünnengott, tau danken hemm', un hei riemelt:

Wenn zu der Regenwand
Phöbus sich gattet,
Gleich steht ein Bogenrand
Farbig beschattet.

Un hei riemelt an anner Städ:

Zart Gedicht, wie Regenbogen,
wird nur auf dunklem Grund gezogen;
Darum behagt dem Dichtergenie
Das Element der Melancholie.

Doch hei is nich dei Ierst, dei œwer't "Phänomen" Rägenbågen wunnerwarkt. All in't Olle Testament, Bauk Genesis, Kap.9, V.12-17 ward dei Rägenbågen as 'n Teiken dorför anseihn, dat Gott uns Minschen nie nich wedder mit 'n Sintflut stråfen will, dei allens, wat hei up Ierden måkt hett, nich wedder vernichten will.

Ok in't Olle Testament in't Bauk von den Prophet Hesekiel is tau läsen, dat hei in'n Rägenbågen an'n Häben dat Schämern von den Herrn erkennen künn. Siet disse Tieden gellt dei Rägenbogen as dei ewige Verbinnung von Gott un Minsch. Inne germanisch Sagenwelt lött Odin sien Walküren dei follen Krieger œwer dei Rägenbågenbrügg in sien Götterburg bringen. Vöss friegen — nå 'n Verteller ut Japan — ünnern Rägenbågen. In't antike Athen ward dei Rägenbågen taun Götterboten... Un so ward dei Rägenbågen in männig Reibeit up uns Ierd estemiert as Verbinnung tüwschen Häben un Ierd, twüschen Minschen un ehr Götter. Mit 'n Rägenbågen up 'n Fåhn inne Marienkark tau Mœhlhusen will Thomas Müntzer dei Buern Maud måken, sik in'n Bund mit Gott för bädere Ümstänn' uptauböhmen. Un so wür Müntzer taun Vadder vonne Rägenbågenfåhn, denn dei Rägenbågen sülben güll ümmer as'n Teiken von Tauversicht un bi Christen as Teiken dorför, dat Gott den Minschen trulich is.


Foto: Inge Witzke

Dei Rägenbågen as 'n christlich Teiken finnt sik in'n Nåmen von männig Spälschaul wedder, in Kinnerlieder wür un ward von em sungen un in väle Märken von em vertellt. So as Müntzer Buern mit den Rägenbogen tauversichtlich stimmen un Maut måken wull, ward 1961 dei Rägenbågen von den italjen'schen Denker Aldo Capitini (1889-1968), dei äbenso as Mahatma Gandhi (1869-1948) Fräden åhn Gewalt schaffen wull, dat Teiken up sien "Peace-Flagg", 'n Fåhn vonne Frädensbewägung. Ut Müntzer sien Rägenbågenfåhn, dei inne Kark an'n Stäl fastmåkt wür, ward 'n Flagg, dei an'n Pœl in'n Wind flattern deit un is von nu an nich blot 'n christlich, sonnern taugliek ok 'n politisch Teiken. Un dat geföllt, un as sik inne 80er Johren kwire (queere) Minschen nich mihr so dull verstäken mössten, wür dei Rägenbågen mit sien Farwen Rod-Orange-Gäl-Gräun-Blåch-Indigo un Vigelett taun Ogenspeigel för die Rägenbågenflagg vonne LBGTQ-Adepten nåhmen.

Un dat keem so: Dei amerikan'sche Poletiker Harvey Milk (1930-1978), sülben annersrüm, wier dei Ierste, dei sik tru, åpen schwul tau läben, as låters ok uns düütschen Burmeisters Wowereit (Berlin) orrer von Beust (Hamborg), Ministers un väle annere — för sei hett Milk dei Dören upstött, wat dormålen noch mit bannig Malesch verbunnen wier. (Hüüt is dat in dei USA leider noch nich val bäter un warrt upstunns wedder schlimmer.) Un disse Harvey Milk geef 1978 den Künster Gilbert Baker (1951-2017) den Updrach, ein den Rägenbågen ähnlich "Pride-Flagg" mit söss Farwen tau schaffen, 'n Flagg, dei as Teiken up dat Gägendeil von den rosa KZ-Winkel för schwule Mannslüd hendüden süll: Nu steiht Rod för Sexualtiät un dat Läben, Orange für Gesundheit un gägen Afwiesung, Gäl för Sünnenschien un -licht, Gräun för Natur un Ierd, Blåch för Harmonie un Vigelett för Geist un Denken.

Dei Rägenbågen as Verbinnung twüschen Gott un den Minschen ward in uns hütig Tiet ümmer gottloser, dei Bibelwür ut't drüdde Bauk Moses, dat dat sünnig is, wenn "Mannslüd bi einen Mann bikrupen as wier't 'n Fru", sünd hüüt nich miehr güllig, un ok nich, dat dat bi'n Sex blot dorüm geiht, Nåkåmen inne Welt tau setten. Un üm 'n Stråf von Gott, dei dei Sodomiter von Sodom un Gomorrha wägen ehr unzüchtig Läben œwerkeem, möt hüt keinein mihr bangen. All singen mit Kerstin Ott, dei mit ehr Fru un twei Kinner glücklich läben deit:

Kumm, låt uns dei Welt bemålen
in Rägenbågenfarwen!
Wi willen's œwerall
dei Rägenbågenfahnen
kummt, kummt, låt dei Welt schön schämern
in Rägenbågenfarwen
Man süht sei œwerall —
Rägenbågenfåhnen.

Un üm disse Rägenbågenflagg vör Båhnhöff, in Stadien, vör Rats- un Verwaltungshüs un ok vör Karken gifft dat af un an Striet. Möt 'n disse Flagg würklich uptrecken, orrer süll's man blot as Fåhn up CSD-Ümtoch schwenkt warden? Un wenn nu welk Lüüd dei Berechtigung von disse Fåhn orrer Flagg mit dat Leid von gliekgeschlechtlich orientierte Minschen in't KZ begrünnen, denn harrn wull ok Sozis un Kommunisten 'n Recht, ehr rode Flagg näben dei Rägenbogenflagg tau hissen. Un wat is mit Himmler sien Zwangsprostituierten, dei sik för flietige Mannslüd in KZ-Häftlingsbordellen ünner Upsicht hengäben mössten? Wat wür dei kwire Sellschåp wull seggen, wenn dei 400.000 nich kwiren Sexarbeiterinnen in düütsche Loophüser ok ehr eigen Flagg erfinnen un näben dei Rägenbågenflagg hissen würn?

Ja: Wenn all rechtlose, versehrte un ünnerdrückte Minschengruppen vun hüüt un ut histoorsche Tied ehr eigen Fåhn uptrecken wullen, wöörn wi wohraftig in ein Fåhnenmeer stahn, dat mit jedeinen Windstött dei Minschheit anklagen wöör för ehr Verbreken an Hülplose. Wecker will dat schon, wecker kann dat uthollen?!

So hemm wi wull den Updråch, ein åpen un gerecht Sellschåp tau verwirklichen — sünnerlich as Christenminschen. Dei Rägenbågenflagg nehmen wi as stellvertreden Måhnung doran, för all dei, dei Unrecht beläwt hemm. Un as Teiken vun dei Hoffnung, dat Gott uns helpen warrt.


28.9.2025


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