Rottenfängers
Dei prekäre Ünnerschicht inne Gesellschaft — un wie man ehr helpen kann, wenn sei sick man helpen lött?

von Hans Jürgen Grebin


Dor giwwt dat in Berlin — inne Hauptstadt von dei Bundsrepublik Düütschland, ein Stadt mit 3 Milljonen Inwahners — flietige, rieke, utlännische, plietsche, döömligge, arrogante, arm, krank, un wer weit watt för anner Minschen — un datt giwwt Parteien.

Datt süllen dei kläuksten, energischsten, infallsrieksten Börgers sien, dei sick tausammenschlaten dörfft, üm dei annern, dei nich in ein Partei sünd, tau wiesen, wo' t lang gahn süll. Villicht so üm dei einuneinhalw Milljonen von uns Minschen in Düütschland hebbt sich in sonne Gruppen von Minschen tausaamenfunn, ook in Berlin. Worüm ook nich?
Dei Düüwel stekt in't Detail, heit oewer ein klauk Minschenerfohrung.

Ünner dei annern Parteien hebbt sich in Berlin, wie oewerall inn Lann, ook sonne Lüüd verbündt, dei riek von Geburt sünd orrer riek dörch anner Minschen ehr Laach worn sünd.

Ehr Partei harr sick mal inn Wahlkampf 1994 as dei Partei von dei Bäärerverdeinenden (Besserverdienenden) beteikend. Datt hett ehr dornah tworst dull weih dauhn, weil dei Minschen ehr dat siehr oewel nahmen harrn, sick so düütlich ruttaustrieken — as Partei von dei Rieken. Oewer secht is secht — sei künnen nich mier taurüch! Dat aapen Wuurd wier in all Munn'.

Nu, in dei Tied von Kris un Nerrergang von'ne Wirtschaft in Amerika un dei ganz Welt, ook in Düütschland, wüür dei Indeilung von uns Gesellschaft dörch dei klauken Volksparteien in:

  • Ierstens — dei individuale Optimistenschaft 11%
  • Tweitens — dei fastsetten Optimistenschaft 15%
  • Drüttens — dei meckrige Klaukenschaft 9%
  • Viertens — dei fastsetten Börgerschaft 10%
  • Föftens — dei taufräden Upstiegerschaft 13%
  • Sextens — dei bedrauhte Arbeiterschaft 16%
  • Söbentens — dei mit allens taufrädene Mitlöperschaft 11%
  • Achtens — dei herrengloebige Unklaukenschaft 7%
  • Un nu — dei hinnerherlopen prekäre Ünnerschicht 20% Ost, 8% West

...düsse Indeilung also wüür tau ein Problem. Dei Volksparteien müssten sich nu för ehr mieses, miserables un weltwiedes slecht Wirtschaften rechtfarrigen. Ümmer miehr Minschen harrn weniger Geld in dei Taschen un ümmer miehr wüürn rieker un rieker. Dei Minschen in dei so nöömt "prekäre Ünnerschicht", ook aks Hartz IV-Lüüd beteikend, künnen nich miehr orrentlich läben, denn dat bäten Geld riekt nich vörn un nich hinnen.

Dor keem doch ein Mann von dei so nöömte Volkspartei, genauer vonne Partei der Bäärerverdeinenden — FDP — up dei klauke Idee, disse armen Minschen up dei Jachd up Rotten vörtauberieden. Mit anner Wüür, ehr bitaubringen, wie man dei Rotten, dei datt miehr as genuch in Berlins Straaten un Ünnerstes giwwt, fangen, dotslagen, dootgiften künn. Dörch datt Jagen un Awwliewern von Rottenswänzen sülln sei sick Geld — datt "up un ünner dei Straat licht" — tauverdeinen. Dordörch süll ehr Läben werrer einen Sinn bekamen.

Matthis Wedel meint dortau in sienen Bidrach in'ne Zeitung "junge Welt" von 19.12.2008:

"Worüm jüst Rotten, moegen Sei nu fragen? Datt is doch ganz einfach. Rotten, datt weit wi all, vermiehrn sich unvermeudlich. Dorvon giwwt genuch, dei Vorrat is ahn Enn. Nawassend Rohstoff künn man ook seggn: Dei Rättin poort sick all 4 Daach, besonners giern na denn letzten Wuurf. Sei bringt na 20 Daach bit tau 14 Jung tau Welt. Dei Rottenbock maakt — näben fräten — sein Läwdach nix anners as rotteln.

Dei Rottengefohr is nich blots in Berlin so groot, nee, ook in Hameln (!) müsst dei Börgermeister Rottenalarm utropen. Nich blots hier, ook in alle groten Ballungszentren von Düütschland föhrn dei Behörden einen duuernden chemischen, ökologisch bedenklichen Uutrottungskampf, dei einen Börgerkrieg liek süht.
Dor müsst hannelt warrn. Disse Rotten künnen doch dörch Arbeit statt Alimentierung von Hartz IV-Lüüd besiedigt warrn! Arbeit, so heit dat, schändt nich. Un noch watt is tau oewerlegg'n — dei Rottenjagd is nich bloots gaud för dei Agentur för Arbeit (früher Arbeitsamt nöömt), ne, ook för de Realwirtschaft is sei gaud. Man bruukt Jagdtaubehüür: Munitschon, Fallen, Jagdkleedaasch, Handschauh unsowierer.

Klauke Institute müssten Jagdtechnik entwickeln — datt künn man nich dümmeren Schichten awverlangn —, dat Vörkaamen von Rotten, dei Läbensgewahnheiten müssten naforscht, dokumentiert un kartografiert warrn. Genuch tau dauhn bringt Markt un dormit Geld. Watt nich tau vergäten is, dei Bildungsmarkt bekääm kräftich Anstööt. Minschen, dei man von dei Sofas haalen müsst, weiten doch nix oewer dei Rotten. Sei weiten vör allem nix, wie man disse Dierten dörch Tiemarbeid un Strategien optimal bekriegen kann. Also sünd ook dei Kootsches ("Coaches", dat is Niegdüütsch!) un Fitnisträäner fraacht. Dei künftigen Rottenjäger mööten liern, mit Nerrerlagen und Enttüüschungen farrig tau warrn, wenn mal ein Rott entwischt, Geduld uptaubringen — vör allen Disziplin!

Dei Gesetze von Rottenjäger verlang'n nu mal von'n Jäger, früh an'n Morgen uptaustahn, in'ne Dämmerung bi dei Müllkontääners un bi Wind un Wäärer ümmer oewerall tau Stell tau sien. Minschen, dei an denn einen Dach Lust up Arbeid hebben un an'n nächsten nich, wüürn schnell an ehre Grenzen stööten. Dei Erfolch ward sei motiviern. Dei Wettstried ward sei anrägen, ehren Iehrgeiz anstacheln. Wenn an't Wochenend up dei Balkons dei Rottenhüüd taun Drögen uphängt warrn (Maandach is Awwliewerung bi't Arbeidsamt!), denn künn jeder seihn, wo dei besten un flietigsten Jägers wahnen.

Hamelner RottenfängerSchon dei Lütten koenen ut ehr vörteikend Hartz IV-Karrieeren utbräken, denn Jagd is sinnerfülltes Dauhn von'ne gesamte Sipp. Sei hett ok musische Aspekte, denn dei Musikschaulen warrn oewerloopen sien von Dierns un Jungs, dei dat Jagdhuurnblaasen liern wüll'n. Niege Feste un Bräuk warrn entstahn orrer ok dörch dat Innenministerium anwiest. Dei Rottenjagdkönig ward jöhrlich dörch denn Bundspräsi küürt, ein Rottenbier ward Exportschlager in China, un schöne Saken ut Rottenfell, Ambrosia ut Rottenschweit usw. sorgen för koopkräftich Nahfraach.

Rottenfleisch schmeckt gaud, is riek an Proteinen, ein Delikatess. Bi uns sünd dei Lüüd tworst tögerich un nich so wild up dat Fleisch as in Kambodscha (dor wüür dei Pries dörch ein Hungerrevolt in dei Hööch dräben)."

Oewer bi uns in Düütschland mütt wi berücksichtigen, datt ditt Fleisch nur ierst up denn Disch tau bring'n iss, wenn sick dei Herkunft von dat Fleisch lückenlos faststellen läät. So sünd nu mal bi uns tau'n Glück von'ne Minschen dei Gesetze!

Matthias Wedel schlött sienen Bidrach inne Zeitung "junge Welt":

"Natüürlich kriegen dei flietigen Jagdkameraden ook ein ansprääkend Deputat — datt orrentlich (wie sich dat in einen Rechtsstaat gehüürt) — mit ALG II verräkend ward. Oewer dat allns is noch Taukunftsmusik. Ierst einmal mütt dei Berliner Senator Thilo Sarrazin sein Kochbauk "Rott för den schmalen Geldbüdel" farrich hebben."

Mi hett dei Satire in'ne "junge Welt" so gaud gefollen, datt ick anräächt wornn bün, datt in Plattdüütsch ümtauschrieben. Natürlich heww ick mienen Semp dortau gäben un mi freut, dat dei Quatschkopp vonne FDP (Henner Schmidt heit he) sick in dei "Junge Welt" von'n 24.12.2008 entschulligt hett. Dat wier ook datt Wenigste, wat man von denn FDP-Politiker verlangn kann. Oewer secht — is secht!

Up wat för Gedanken Minschen kamen!


1.2.2009


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