"Nathan der Weise", 2. Aufzug, 1. Auftritt.
Sittah zu Saladin:
Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht
kennen.
Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen. Denn
Selbst das, was, noch von ihrem Stifter her,
Mit Menschlichkeit den Aberglauben würzt,
Das lieben sie, nicht weil es menschlich ist:
Weil's Christus lehrt; weil's Christus hat getan.
Wohl ihnen, dass er so ein guter Mensch
Noch war! Wohl ihnen, dass sie seine Tugend
Auf Treu und Glaube nehmen können! Doch
Was Tugend? Seine Tugend nicht; sein Name
Soll überall verbreitet werden; soll
Die Namen aller guten Menschen schänden,
Verschlingen. Um den Namen, um den Namen
Ist ihnen nur zu tun.
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"Nathan dei Klauke", 2. Uptoch, 1. Upträen.
Sittah tau Saladin:
Du kenns dei Christen nich, wullt dei nich kennen.
Ehr Stolt is: Christen wäsen; nich Menschken.
Uck dat, wat noch van ehren Urhäwer her
mit Menschkwän den Aowergloben Schmack giff,
dat mäöget dei, nich wiel et Menschken-Daun is:
Wiel Christus dat lehrt; wiel Christus dat dö.
Gaut för ehr, dat hei so ein gauen Menschk
noch was! Gaut för ehr, dat sei sien Däögen
mit Verlaot annähmen käönt! Man
wat för'n Däögen? Sien Däögen
nich; sien Naomen
schall äöwerall künnig wern; schall
dei Näöms van aale gauen Menschken schänden,
daolschluken. Üm den Naomen, üm den Naomen
gaiht ehr dat blots.
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