Œwer uns plattdüütsch Poesie
taun Dach vonne Poesie an'n 21. März

vun Behrend Böckmann


1945 grünnen sik dei Vereinten Natschonen, üm Fräden un Säkerheit inne Welt tau wohren, un dei hemm' sik 1999 sogor vörnåhmen, wat för dei Poesie tau daun un so wür dei 21. Lentmånd taun "Dach vonne Poesie" utraupen. An dissen Dach sallen Dichterwür, dei von 'n Fräden künnen un sik gägen dei Gewalt wennen, tau Popier bröcht warden un den nödigen Utdruck ok in Språken finnen, dei as Regional- orrer Minnerheitenspråken üm ehr Œwerläben bangen.

Dat gellt ok för uns plattdüütsche Mudderspråk, dei nich blot 'n Buernspråk ut verläden Tieden is, sonnern sihr poetisch wat utdrücken un uns plattdüüütsche Språk taun Kunst måken kann. Wat leiflich klingt dat nå Poesie, wenn von dwass un dwer (dörcheinanner), inne Mœt kåmen (dörch Taufall œwer'n Wech lopen), 'n Plinkooch tauschmieten (einen wat tauseggen), Grappen un Maföken (dummet Tüüch), den Kopp termaudbarsten (sik dull ansträngen) orrer natt faudern (giern 'n Kœm orrer 'n Bier drinken), baschen Päper (witten Päper), för dei Wust stöten orrer 'n blåchwörpelt (blåchkariertet) Hemd schnackt ward. Nich weniger poesievull sünd bildhaftige Wennungen, ein besünner Merkmål von uns Språk. Ein påår Bispelen:

  • dei Mörbråden däd em as Leckertähn lickmünnen un hei mösst sik dei Büchs/Brok taubünzeln, as hei von't Priwäh hoch keem
    orrer
  • dat sien Nåwer, disse Hoppenbrauder tauväl natt faudert hett, em dei Blansierung (Balance) verlustig güng, hei dat Wiwaken (Schaukeln) kreech un man em dormit schön brüden (aufziehen, foppen) künn.

Un worüm sülll man sik nich poesievull œwer den Fräden up Platt ünnerhollen orrer schrieben? Wenn dei Bibel in mihr as 700 Språken vörhannen is, denn möt dat up Platt ok mœglich sien!


Foto: Inge Witzke

"Dei Herr geef di Fräden", heit dat bi Moses in't Oll Testament, un bi Matthäus in't Niege Testament is tau läsen, dat "all selig sünd, dei Fräden willen". Un "Hier schlöppt in Fräden... " is up männig Postament up'n Karkhoff tau läsen. Dei grote Denker Kant räsoniert œwer den "ewigen Fräden", dei Duuf von Picasso wür taun "Lütte witte Frädensduuf" in'n Lied; dat gifft 'n Weltfrädenspries un Nobelfrädens-
pries, 'n Frädensbewägung un'n Weltfrädensdach an'n 1. Harfstmånd (September). Un wi kennen den Fräden ut'n Lüdschnack: "Sülfst dei fråmste Minsch kann nich in Fräden läben, wenn dat den mallen Nåwern nich geföllt". (Disse Schnack is eintlich ut Schillers "Wilhelm Tell", ein Stück, von dat ein slichte Fru mål secht hett: "Ein schöne Geschicht, œwer in'n Text nix as Sprickwœr!")

Ok in männig annern Lüdschnack kümmt dat Lengen nå Fräden taun Utdruck, nå 'n duersåmen (nåholligen) Fräden, dei inne Europahymne up Platt wunnersåm poetisch klingt:

Jubel, schöner Götterfunken,
Dochter ut dei Seligkeit,
denn wi kåmen füertrunken,
Häbenwäsen, Hilligkeit.
Deist von båben dat verbinnen,
wat dei Minsch hett ünnen deilt,
dat sik Minschen wedder finnen,
wenn dien Flüchtenschlach sei heilt.

Dei Buernspråk von dunnemåls wier as Olldachsspråk all Poesie un wür låters Literatur.... Gråd dei Olldachsspråk måkt den Riekdaum vonne Poesie ut. Hür tau:

Man möt dei richt'gen Wür blot finnen
un Platt lött sik taun Kunstwark binnen,
dat so in unse Uhren klingt,
as wenn dei Schwån an'n Häben singt:

Deit ein Leckertähn verkünnen,
dat Klackerklüten em lickmünnen,
ward utposaunt in alle Welt:
dei Kœksch man för kumpabel höllt.

För 'n Schieternoors, ehr lütt Puttfarken
will ein Mudder giern schörwarken,
un ihrer't inne Puuch ringeiht,
sei em ganz hartlich bussen deit.

Sei daun dei Maless all ahnen,
daun nickköppen un hujahnen,
uns Hoppenbräuder duert't sihr,
dat ut dei Schütt kümmt gor nicks mihr.

Disse Riemel tügen vonne Poesie inne Olldachsspråk, doch...

...ok mit ganz väl anner Såken
lött sik up Platt 'n Kunstwark måken,
un disse anner Billerwelt
ward nu poetisch vörstellt:

Wat künn sei mit ehr Ogen plieren,
wenn sei wull Stippstürken hüren —
un Casper Ohm läst ein Geschicht
för Gretenwäschen, sien lütt Nicht.

Beinig as dei Lütte is
söcht sei sik 'n Blaumenwisch
un binnt sik taun Kinner-Danz
'n Knüddel-Sticken-Blaumen-Kranz.

Ehrn Fründ mit denn Zylinnerhaut
steiht dei Schniepelrock ok gaut,
sülfst sien fien taubünzelt Brok
geföllt uns Gretenwäschen ok.

So lött sik Leif poetisch in Wür fåten — un uns Platt kann noch väl mihr, kann sik poetisch bekennen taun Fräden un gägen Gewalt. Disse Riemel sallen dorvon tügen:

Dei Minschen möt wech — so Gott sien Will,
blot Noah œwerläben süll,
un as ein Duuf 'n Öltwieg funnen,
wier dei Sintflut œwerwunnen.

Von Christi Upfohrt in den Häben
hemm' all dei Aposteln schräben,
dat man den Hillig Geist vernähm,
dei as ein Duuf nå ünnen keem.

Picasso hett dat låters dücht:
ein Duuf, dei œwer Bülgen flücht,
sall ok för den Fräden fleigen,
as Frädensduuf ehr Runnen dreigen.


Ein påår Wür:
beinig — gut zu Fuß
Bülgen — Wellen auf dem Wasser
bussen — Kind an der Brust in den Schlaf wiegen
Hoppenbrauder — Biertrinker
hujahnen — gähnen
Knüttel-Sticken-Blaum — Grasnelke
Schniepelrock — Frack
Schott — Zapfhahn
taubünzeln — zuschnüren


20.3.2022


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