Herbstzeitlose im Garten
Blühst du wieder, Herbstzeitlose,
Blaßgefärbte, düftelose,
Großgewiegt vom rauen Wind,
Du des Sommers letztes Kind?
Blühst aus herbstlich feuchten Matten
In des Waldthals stillen Schatten,
Wo die grauen Weiden stehn,
Wo die leisen Bächlein gehn.
Blühst aus blumenleeren Auen,
Nicht zum Pflücken, nur zum Schauen,
Arm an Reiz und klein von Wuchs,
Nackt und bar des Blätterschmucks.
Sollst ja Gift im Kelche führen,
Ich bekam es nie zu spüren,
Fühle nur eine Süße,
Wenn ich deine Farben seh'.
Wenn im Lenz die Veilchen blühen,
Rosen duften, Nelken glühen,
Mitten in des Jahres Pracht, -
Niemand hätte deiner Acht.
Aber nun das Jahr im Sterben,
Schon die Wälder sich entfärben:
Vom geschor'nen Wiesenplan
Blickst du mich noch tröstlich an.
Lenz und Sommer sind verronnen,
Durchgeschwelgt des Jahres Wonnen,
Vom verrauschten Freudenfest
Schlürf' ich noch den letzten Rest;
Schlürf' ans diesen kleinen Kelchen
Mit den zarten Fußgestellchen
Noch zum Schluß mit stillem Dank
Wehmutsvoll den Abschiedstrank.
K.F. v. Gerok
|
Dei naokte Jüffelsch in'n Gorn
Naokte Jüffelsch, blaihs so kaohl
Räöklos, minne Farwe, orig faohl.
daolweegt in'n roren Wind,
in'n Sommer at ein leßtet Kind.
Blaihs up harwstgreunet Gräss,
uck 'ne Stäe in'n Schadden häs,
wor man griese Weern dröpp,
wor dat Bäkenwaoter sachte löpp.
Blaihs in dei Auen, blaumenlos,
nich tau'n Plücken, tau'n Kieken blo's,
Arm för't Ooge, lüttket bläben,
naoket, häs kien Blatt utdräben.
Scha's jao Gift in di drägen,
dat kreeg ick nich in'n Brägen
ick kunn't blots seute marken
diene Farwen daut so warken.
Wenn Viölkes in dei Maidied blaiht,
Rausen rüket, Nägelkes fien gleiht,
In Johrsmidde eine wohre Pracht,
Nümms hätt för di 'ne Acht.
Nu will dat Johr bold starwen,
dei Böme daut sick anners farwen,
äöwer dei kaohl maihte Weide
wiest du diene leßte Fraide.
Mai un Sommer sünd vergaohn,
dei Johrswunner häbbt aals daon,
van dat verloopen Fraidenfest
süpke ick noch dat Allerleßt.
Leßte Blicke äöwer Blaumen gaoht,
dei up fiene Stengels staoht,
tauleßte noch dei stille Dank,
farwlos äöwer't Johr nu hang.
Südollnborger Platt: Ludgerd Lüske
|