Dat Kind in' Stall

Wiehnachtsgedichten vun Renate Wüstenberg
Biller vun Rudi Witzke


Hooch oewer 'n Stall von Betlehem
steiht hell en groten Stiern.
Dree Königslüd, de folgen em
in' Saddel up ehr Dier'n.

Se kamen ut dat Morgenland.
Still treckt de Karawan
hen dörch de Wöst ehr'n drögen Sand.
Väl Daag lang möten s' gahn, —

Un Nächte ok; de Wech is wiet.
Kum raugn s', de Königslüd.
Den Stiern vör Ogen hemm s' alltied,
un dat, wat de bedüüdt.

An' Uurt, na den hei wiesen deit,
so wür ehr dat vertellt
von klauge Bäuker, wur 't in steiht,
keem nu en Kind tau Welt, —

En Kind, dat König warden sall,
— den gröttsten! — Dor willn s' hen,
un kamen ja nu an bi 'n Stall,
as ehre Reis' tau Enn.

Kein Slott, en Stall? — Se wunnern sik:
Hier sall en König sin?
Doch steiht de grote Stiern ja prick
doroewer! — Drüm gahn s' rin

Un finn'n dor in Heu un Stroh
en Kinning, lütt un arm,
doch wo s' dat seihn, warn s' gliek all froh;
dat Hart ward ehr ganz warm.

Se trugen sik kum, Luft tau hal'n,
gahn s' lies' noch neeger ran,
wur selig nu ehr Ogen strahl'n, —
so lacht dat Kind ehr an.

Wat is't för 'n leiw Gesichting bloots!
Diss' Kind beschenkt ehr ja,
so lütt dat is, mit ganz wat Groots.
Funn'n hemm s', wurs' söcht hemm na!

De Jung, na den de Stiern ehr bröcht,
seihn s', hett so 'n grotet Hart, —
dat s' wiss, wenn de sien Kron eis dröcht,
wat dat för 'n König ward.

Gor kostbar Gawen packen s' ut,
de leggn se dal vör 't Kind,
doch riek, väl rieker gahn se rut,
as dat se kamen sünd.


Vor'm Kripplein

Wie einst als Kind am Weihnachtstag,
und tief von Glück erfüllt,
seh ich, wie ich es in mir trag,
vor mir der Krippe Bild.

Im Dunkel einer Winternacht
liegt da das Jesulein,
mit Schmerzen auf die Welt gebracht,
im Stalllaternenschein

In seinen weißen Windelchen,
auf Heu und Stroh gelegt,
ein armes kleines Bündelchen,
das mir das Herz bewegt.

Seh ich das liebe Angesicht,
das mir entgegenschaut,
denk ich, o Gott, ich fass es nicht,
dass du dich hergetraut!

Zog es dich her in Nacht und Schmerz
aus Sehnsucht — auch nach mir,
wie ist es dann doch groß, dein Herz!
Ganz klein werd ich vor dir.

Denn Kind bist du, und doch zugleich
schon König, der mich lenkt,
bist bettelarm, doch himmelreich
werd ich von dir beschenkt

Mit Liebe, — schon von klein auf an
strahlt hell und warm für mich
ihr Licht, dass ich drin wachsen kann.
Was wär ich ohne dich?

Ganz ohne Trost, nur wie im Fall
ins Nichts hin, ohne Sinn,
was wär mein Herz ein dunkler Stall,
stünd nicht dein Kripplein drin!

Bi de Krüw

Wat bün'k tau Wihnacht, as vördaag
as Kind, vull Seligkeit,
wenn mi, as ick ehr in mi draach,
de Krüw vör Ogen steiht.

Den düstern Stall tau Nacht as Bliew,
knapp wohrt vör Küll un Wind,
liggt, just man rut ut Muddings Liew,
dor uns lütt Jesuskind,

Verpackt in witte Winnelken,
bloots warmt von Heu un Stroh,
as elend arm lütt Bünnelken
un makt mi doch so froh.

Kiekt mi dat an, so säut un schier,
dat ick bi week warn dau,
segg ick, leiw Gott, wat makst du hier,
wat mootst du di bloots tau!

Töch di dat her in Nacht un Not
ut Längen — ok na mi,
wo is dien Hart dunn doch so grot!
Ganz lütt war ick vör di.

Denn lütt büst du, un doch taugliek
all König, de mi lenkt,
büst beddelarm, doch himmelriek
war ick von di beschenkt

Mit all dien Leiw, — von lütt up an
strahlt hell un warm för mi
ehr Licht, dat ick in wassen kann.
Wat wier ick woll ahn di?

Nich holl'n, nich trööst, leep ick as mall
blaots tau up't Enn ahn Sinn.
Wat wier mien Hart en düstern Stall,
stünn dien lütt Krüw nich in!


25.12.2019


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