Dat Grafflicht

vun Karl-H. Sadewasser


Vörig Johr wier ik mit mien Fru in’n November in Rowy an dei polnisch Ostseeküst. Früher wier dat Hinnerpommern. Ik heff dor den ollen düütschen Kirchhoff funnen. Vun Graffstellen wier nix mihr tau seihn, blots poor Steinsockels legen rüm. Dei Wildschwien harrn dor ehr Revier. Öber ganz boben up’n Barg stünn in dei Wildnis ganz allein an einen utwassen Boom ein iesern Krüz. Vör dit Denkmol mit einen düütschen Nomen harr ein polnisch Inwahner ein nieges Grafflicht upstellt.

In Benz lingen up den Kirchhoff twei polnische Kierls. Sei sünd in’ Krieg as Dwangsarbeiter up Üsdum doot schaten worden. An ehr Graffstell steiht ein Denkmol mit ehre Namen. Vörrig Johr heff ik dor no mien Reis ein Grafflicht anstickt un för ehr henstellt.

Dei Spruch för disse letzt Woch in’t olle Kirchenjohr heit: „Weest doch Minschen, dei ehr Lampen ümmer anstickt hebben“. Lichter tau Huus an’n Adventskranz un up’n Disch bi’t Fiern – jo, dat maken wi giern. Öber Lampen an’t Graff stellen, so as dei polnischen Minschen dat maken, dat kennen wi woll up disse Oort nich.

Licht maken wi an, wenn’t düüster is. Krieg un dei Heimot verlieren sünd ümmer siehr düüster. Affschied nehmen un starben maken dat düüster in uns. Öber uns Herrgott hett gegen all dei Düüsternis gegenan sien Wurt anseggt: Dat sall Licht warden. Wi köönen uns nieg up Gott besinnen un sien Wurt vertrugen. Denn kannt’ werrer hell warden in allens, wat uns trurich möökt un dal böögt. Jo, denn köönen wi uk mit Tauversicht Lichter ansticken an’t Graff un bald an uns’ Adventskranz.


Foto Rudi Witzke
23.11.2014


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