Reformationsdag 2018:
Vun de Frieheit un Christsien
vun Rudi Witzke
Lutherhaus in Wittenberg. Foto Matthias Kabel/Wikimedia
commons
Ik glööv, dat dit de Satz
ut de Bibel is, den ik as iersten butenkopps herseggen kunn: "Un
so hollen wi dat so, dat de Minsch gerecht ward, nicht dörch
Warke, de dat Gesetz ehm uplegt, sünnern hei ward gerecht alleen
dörch den Gloven." Ik weit nu, dat dat bi Römer 3,28
steiht.
Ik weit woll, dat ik dat nich theoloogsch
verkloren kann. Vele Bäuker, to vele Bäuker sünd över
de "Rechtfertigung" schreven. Ik kann un will dor nich mithalen.
Ik mutt aver seggen, woans ik dat seih, wo ik in mien Glovensleven
ankamen bün:
De Macht vun de Sünnen is in Christi
Gerechtigkeit uplööst. De Sünnen sünd di vergeven.
Un so seihn, is een Christenminsch een friee Minsch över alle
Ding. Hei is nüms Unnerdaan. Hei is keen Kark ünnerdaan,
keen' Papst, keen' Pastoor. Fasten un Wallfåhrten helpen nix.
De Gloov ist de christlich Frieheit.
In den Schluss vun Luthers Schrift
"Vun de Frieheit vun een Christenminschen" heit dat so in
den 30. Afsnitt:
"Zum dreißigsten: Aus dem allem folget der Beschluß,
das ein Christenmensch lebt nicht in sich selbst, sondern in Christo
und seinem Nächsten, in Christo durch den Glauben, im Nächsten
durch die Liebe; durch den Glauben fähret er über sich
in Gott, aus Gott fähret er wieder unter sich durch die Liebe,
und bleibt doch immer in Gott und göttlicher Liebe, gleich
wie Christus sagt, Johann. 1:" Ihr werdet noch sehen den Himmel
offen stehen und die Engel auf-und absteigen über den Sohn
des Menschen." Siehe, das ist die rechte, geistliche, christliche
Freiheut, die das Herz frei macht von allen Sünden, Gesetzen
und Geboten, welche alle andere Freiheit übertrifft wie der
Himmel die Erde. Das gebe uns Gott, daß wir diese Freiheit
recht verstehen und behalten!"
Noch maal trüüch to den Römerbreif
3,28. Ik heff noch Wöör vun den Iersten Karkenmann vun de
EKD Nikolaus Schneider funnen. Nikolaus Schneider (63) is amtierende
Raatsvörsitter der EKD und Präses vun de Evangeelsch Kark
in't Rheinland. He seggt orrer schrifft:
"So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird
ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Dieser
Schlusssatz der berühmten Passage aus dem dritten Kapitel des
Römerbriefes hat etwas Beruhigendes und etwas Irritierendes.
Zunächst das Beruhigende: Es ist ein schöner und ermutigender
Gedanke, dass wir vor Gott nicht durch Werke imponieren müssen
und dass wir von Gott nicht nach der Summe unserer Taten oder Untaten
beurteilt werden, sondern, "ohne Verdienst" aus Gottes
Gnade "durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen
ist" (Röm 3, 24). Für Paulus war diese Erkenntnis
das Ergebnis seiner überraschenden und überwältigenden
Begegnung mit Jesus Christus. Der Apostel, der zuvor als besonderer
Eiferer für den alten Glauben und als Verfolger der jungen
Christenheit aufgetreten war, begegnet in Jesus Christus bedingungslose
Annahme und Gnade, diese Rechtfertigung allein aus Glauben trug
sein Leben seitdem und ließ ihn zum Völkerapostel werden.
Fast 1500 Jahre später machte der Augustinermönch Martin
Luther ähnliche Freiheitserfahrungen. Es war, so schreibt Luther
im Rückblick auf seine reformatorische Entdeckung, dass Gott
kein ferner, strafender Gott ist, sondern einer, der unabhängig
von den Taten uns Gerechtigkeit zuspricht, eine "Pforte des
Paradieses", durch die er nun hindurchgegangen sei. Nicht umsonst
machte die alte reformatorische Tradition den Artikel von der Rechtfertigung
allein aus dem Glauben ohne Werke zum Artikel, mit dem die
Kirche steht und fällt. Ja, wer daran glaubt, der hat
einen großen Schatz errungen, davon bin ich überzeugt!"
Bi all de Disputiererie un dat Dischkureern, Bäukerschrieverie
un Strietschriften dörf uns Gloven nich en Saak vun de Geliehrten
un de Bäuker sien orrer warden. Ik heff en maalt Bild seihn,
wo lutherisch Christen Bäuker un Schriftrullen vun de Katholiken
verbrennt hebbt.
Bi Wikipedia kannst nalesen:
"Er (Luther) verbrannte am 10. Dezember die kanonischen Rechtsbücher
(Codex Iuris Canonici) und die päpstliche Bannandrohungsbulle
vor dem Elstertor in Wittenberg. Mit diesem Akt vollzog Luther die
symbolische Loslösung von Rom, mit einer lateinischen Verdammungsformel
warf er die Bulle ins Feuer: "Weil Du getilgt hast die Wahrheit
Gottes, so tilge Dich heute der Herr. Hinein mit Dir hier ins Feuer!".
Ebenfalls am 10. Dezember 1520 wurden nach einem Aufruf Melanchthons
vor den Toren der Stadt Wittenberg die päpstlichen Bulle, Bücher
des päpstlichen Rechts und der scholastischen Theologie sowie
einiger Schriften von Johannes Eck und Hieronymus Emser verbrannt.
Die "Summa theologica" von Thomas von Aquin und der "Sentenzenkommentar"
von Duns Scotus entgingen den Flammen, da der Organisator der Bücherverbrennung
(wahrscheinlich Johannes Agricola) davon keine Exemplare auftreiben
konnte. Diese Aktion symbolisierte die endgültige Abkehr vom
Katholizismus und das Ende der Bestrebungen, eine gütliche
Einigung im Konfessionsstreit zu finden."
![](gott_biller/lutherverbrennt.jpg)
Luther verbrennt de Bannandrohungsbulle. Gemälde
vun Paul Thurmann
Welk vun de Protestanten, de nich so belüücht sien köönt,
smeten aver ok protestantsche Papiere in dat Füür. Er Grünnen
weern: Uns Gloven is Leven mit Minschen un keen Bäukerkraam alleen.
Se harrn keen Lust miehr up de theoloogschen Strietgespreeke. Disse
hoge Geliehrten-Spraak weer jüm nau so grulich as dat latinsch
Zackereern vun de Katholiken, tomaal nich vele vun jüm lesen
kunnen un de spraken Wöör, wat latiensch, wat liehrt, meist
nich verstünnen.
Een vun de geliehrten Lüüd kunn licht up se inwarken. Se
löpen ehm den na as de Rotten und den de Kinner den Rottenfänger
vun Hameln, en Geschicht, de heel old is un uns schütten schall,
nich Rottenfänger up den Liem to gahn.
Leviges Leven is de Hauptsaak, hier in Not und Freud mit dien Negsten
to leven, ehm bitostahn, to Hülp to kamen, dat is levtes Christus
Nafolgen. Mit den Negsten in gaude Naverschop leven, dat is Christsien.
Denn so warrst de Frieheit vun een Christenmischen wies.
Denn hest, as de EKD-Vörsitter dat seggt, wohrhaftig een groten
Schatz.
Ik bün seker, dat dat miehr as een Antwoord up de Fraag na de
Frieheit vun en Christenminschen gifft. So laat mi dat Verklåren
noch maal versäuken:
De Minsch ward ohn eigen Todaun selig. Hei is nüms dorför
in de Plicht, wat Bestimmtes to daun. Dor kann de Fraag upkamen, woso
een sik denn an de Gebotte un Gesette vun Gott hollen mutt, wenn dat
doch nix inbringt.
Wieldat de Minsch dat nich bruukt, dat hei glücklich ward, schall
hei rechtschapen ut Leiv to Gott un de Minschen hanneln. Dit Hanneln
hett aver nich den Zweeck, för sik Bederes ruttoslaan. Da is
nich mööglich un nich nöödig. Dat geiht nich dorüm,
de Laag vun den Högeren to bedern. Man schall den Negsten helpen,
nich üm dorför Lohn to kriegen, alleen dat Gaudgahn schall
de Grund vun dat Hanneln sien. Dorüm dat de Minsch dörch
de Gnaad frie is, sik tovöör de Seligkeit to verdeinen,
bruukt hei keinen Lohn un keen Loff för sien Daun. Hei hannelt
ut friee Leiv to sienen Negsten un so to Gott.
Nu
blifft denn noch de Fraag, wat ik för den Naam "Gott"
insetten kann, "Jesus" orrer "Jesus Christus".
"Gott" in de Wöör vun den niegen Bund ganz strieken?
Is "Gott" överhaupt een Naam, as wi dat kennt? Kann
ik "Gott" weglaten, de dörch dat Schöppen vun
Himmel un Ierd, dörch dat Rutföhren vun sien Volk ut Ägyptenland,
dörch de Gesetten för dat Tosamenleven alles daan hett,
dat de Minschen up de Ierd een "Geschicht" hebbt, de Maoris
un de Inuits, de Swatten un de Sitten? Un jümmer wedder sien
utwähltes Volk, de Hebräer?
Hier kaam ik denn hüüt nich wieder. Wiss kamen mi Gedanken,
woans dat sien kunn, woans dat Recht is. Dat kriggst nich rut. Mien
Brägen arbeidt nich in Swiensgalopp. De Iel is vun'n Düvel.
Een brennen Doornbusch ward mi nich as Mose in de Mööt kamen.
Gott kann mi so orrer so sien Bott schicken.
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