Gedichten to Pingsten

Pingsten vör Ogen
vun Cord Denker

Festlich spannt de Sünn ehrn Bogen
öber Wisch un Holt un Feld.
Pingsten steiht uns vör de Ogen,
un de Geist weiht dör de Welt.

Gröne Wimpel — Bökenbläder —
winkt uns, wenn de Wind ehr röögt.
Licht hüllt sick in bunte Kleder,
Freid is dor, dat se uns höögt.

Farv kümmt ran, den Dag to schmücken,
deckt de Welt mit Blomen to.
Pingsten, Geist, di schall dat glücken:
Toversicht, dat is dien Loh.

Fallt de Grenzen, bröckelt Muuern,
ward de Utsicht fri un wied.
Nu kann dat nich lange duuern,
un wi seht de niege Tied.

Weiht de Geist un kümmt vun wieden,
findt de Minsch to Sprook un Wöör:
Geiht dat ok dör Doornen-Tieden,
süht he al een open Döör.

Geist will Gott un Minsch verbinden,
schafft Vertruun, schafft een Gemeen...
So schüllt sick de Harten finden,
so will Gott de Minschen deen'n.

Melodie: Weiße Schwalben sah ich fliegen
Mundorgel, Ausgabe 2001, Nr. 170

Pingsten…
vun Ewald Eden

Pingsten — wat is dat föör een Spiegöäkenkroam —
schleit mi dat in d’ Dörpkrooch tomööt.
In d’ Hörn hukeln twee Heeren und sitt eene Doam,
mit so komisch noa fröer utseegende Hööt
de vertellt wat van Pingsten
un wat de Minschheit verwacht
wenn vöör Gericht an denn jüngsten
Dach Gotts Hoamer doal kracht.
Eers hörns gannich hen —
de Mannslüü in d’ Krooch.
Beer un Schlukk sünd hör nörder,
schiens is dat genooch.
Doch tomoal word dat still —
de Lücht de word schwörder,
as wenn dor van boaben
een Boartkeerl wat särgen will.
Un Jeden versteit dat
oahn dat groot wat geböört —
dat lett as een Schienfatt,
dat denn Hääven tohört.
Nümms froacht mehr noa Pingsten,
un wat dat schall heeten —
sülvst denn Geringsten
hett tomoal een reinerd,
een anner Geweeten.

Engelsvisit
vun Ewald Eden

Vernacht wee een Engel
bi mi to Visit
he wull mi wat särgen
he keek so heel blied
sien Flöägels de blenkern
as fiinspunn’n Glöäs
ikk kunn mi blods höögen
een Troan hung mi an de Nöäs
he wull mi wat bring’n
van Heiland un Fräee
ikk höör heel fiin Sing’n
kunn nich van de Stäee
mien Haart dat wor licht
as de Wulken an d’ Hääven
wee so tomoal
an jachtern un schwääven
ikk spöär rein niks mehr
van Olldachsbedrüüs
mien Seel stapp dör Müür’n
flooch hoch över Bargen
keek in een büld Annerlüühüüs
höör Minschen sükk targen
seech Kinner in Nod
doch as de Engel to hör keem
dor wee allens wedder good
un ikk wuss bi mi
ganz deep in mi binnen
wenn an de Engel wi glöövt
deit de Fräee up d’ Eer winnen


Du meine Seele, singe
na Psalm 146 vun Paul Gerhardt, Plattdüütsch vun Marlou Lessing

Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge
zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben
hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben,
solang ich leben werd.

Wohl dem, der einzig schauet
nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet,
der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen,
den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen
bleibt ewig unbetrübt.

Hier sind die starken Kräfte,
die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte,
die seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde
mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzählge Herde
im großen wilden Meer.

Waak op, min Seel, to singen,
un sing un maak dat schöön!
Du singst vun mennig Dingen
un singst doch bloots vun een:
Min Schöpper will ik laven
in allns hier op de Eerd,
min Gott in Himmel baven,
de hier mi singen lehrt!

De kann sik glücklich priesen,
de ganz op Gott vertroot.
Dat Leven warrt em wiesen:
he hett dat beste Goot,
he kann nix beters finnen
as Uursprung, Weg un Teel.
Sik ganz op Gott to grünnen
deit wohl an Hart un Seel.

In Gott sünd all de Starkden,
ok Zaartheit, Kunst un Leev,
dat seht wi an de Warken,
de he us schöpp un geev:
in Himmel un op Eerden
is nix, wat he nich dä,
Steens, Planten, Minschen, Deerten,
de Steerns, de Grote See.

Hier sind die treuen Sinnen,
die niemand unrecht tun,
all denen Gutes gönnen,
die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden,
und was er spricht, geschicht,
und wer Gewalt muß leiden,
den schützt er im Gericht.

Er weiß viel tausend Weisen,
zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen
zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen
oft bei geringem Mahl,
und die da sind gefangen,
die reißt er aus der Qual.

Er ist das Licht der Blinden,
erleuchtet ihr Gesicht,
und die sich schwach befinden,
die stellt er aufgericht.
Er liebet alle Frommen,
und die ihm günstig seind,
die finden, wenn sie kommen,
an ihm den besten Freund.

Er ist der Fremden Hütte,
die Waisen nimmt er an,
erfüllt der Witwen Bitte,
wird selbst ihr Trost und Mann;
die aber, die ihn hassen,
bezahlet er mit Grimm,
ihr Haus und wo sie saßen,
das wirft er üm und üm.

Ach ich bin viel zu wenig,
zu rühmen seinen Ruhm;
der Herr allein ist König,
ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre
gen Zion in sein Zelt,
ists billig, daß ich mehre
sein Lob vor aller Welt.

In Gott sünd all de Sinnen,
de tru un recht bestaht.
De in de Tru sik grünnen,
de hebbt op Gott Verlaat.
He steiht to sin Verspreken.
Gewaltdoon maakt em dull,
he straaft, de dat verbreken,
de Oppers gifft he Schuul.

He kann ja schuuln un redden
op dusendfache Wies.
Un gifft dat nix to eten,
hett dochen Gott noch Spies,
lett doch de Oogen strahlen,
herrscht butenrüm ok Noot.
Mit em warrst frie vun Qualen,
he ritt di ut't Kaschott.

He lücht ok för de Blinnen,
is sülvst ehr Oogenlicht;
'keen daalliggt, föhlt vun binnen
de Kräften, de he kriggt.
Gott höllt ja to de Framen,
de to dat Rechte staht;
de brukt blots beden kamen,
Gotts Hülp is fix un praat.

'keen nakelt is, warrt borgen,
'keen frömd is, findt en Fründ;
he kennt de Truur un Sorgen
vun de, de eensam sünd;
kennt ok de Harten, Bösen
— meent wunner wat se sünd:
vun all ehr Wark un Wesen
blifft nix na, wat sik findt.

Och, di, min Gott, to laven,
dat kümmt mi gor nich to.
Du över allens baven!
Man liekers is dat so:
Din Kind ween, to di hören,
bün ik di nich to ring.
Min Freud is't un din Ehren,
üm dat ik sing un sing.


Fotos: Koornbloom, Mohn un Lavendel: Anke Nissen; anner Fotos: Marlou Lessing

31.5.2009


na baven