13 Johr oolt
Dei Verfater, 13 Johr olt

Twei Daach in'n Klützer Winkel

von Hans Jürgen Grebin


Genau ann 2. Mai 1945 bün ich ick in Dörp Reppenhagen, Kreis Grevesmöhlen, unverhofft up einen Amerikaner drapen. Dat Enn vonn tweiten Weltkrieg wier besiegelt.

13 Jahre wier ik olt. Blots dei Winteruniform harr ick noch — allens annere wier in Niekloster bläben.

Amerikansche Kampftruppen up Kettenfohrtüüch — genauer amerikansche Panzer — mit einen witten Stiern führen an dissen Daach von Westen her in uns Dörp rin un dei Soldaten dörchsöchten jedes Huus (besonders dei Bödens mit Stroh un Heu) na Soldaten von dei düütsche Wehrmacht.


1945: US-Panzer bi Wismar dröpen up dei Russen

Doch bevör wi dat erfohren dauhn, güng ein Schreckensbotschaft dörch datt Dörp: "Dei Russen kamen!", denn dei Stiern wür as Teiken von dei russischen Truppen anseihn. Woher süllen wi Inwahnes upn Dörp ok weiten, datt sick dat üm dei westlichen alliierten Truppen hanneln de? Vör dei Russen herrschte — verständlicherwies — eine grote Angst. Disse Angst wüür dörch dei flüchtenden düütschen Soldaten utbreidt, dei ok dörch uns Dörp kamen wiern un in Richtung Lübeck treckten.

Offiziere von Hitlers Wehrmacht, dei sick inne Revierförsterie Reppenhagen uphöllen, würn gefangen nahmen un müssten up ein grot Kettenfohrtüüch stiegen — un wüürn von US-Soldaten in Reih un Glied in militärisch Wies grüßt. Wi Kinner düdeten dat as grote "ritterliche Geste". Dorbi wiern dat doch besiegte Fienden — wie passte dat blot tausamen?


In Mäkelborg stötten Amis un Russen upenanner, as de olle Koort wiest

Disse Nazi-Offiziere wüürn tags dorup up Iehrenwuurt tiedwies entlaten un dörften sick hier in Dörp Reppenhagen werrer infinn'. Spärer jedoch müssten sei endgültig in ein Gefangenlager, dat sick in dei Nähe von Lübeck befinnen süll, inliefert.

Dei Amis, wie sei in Korten von uns beteikend würd, hebbt tau Middach ganz wittes Brot äten. Dat föll mi up, weil wi an Roggenvullkornbrot gewöhnt wiern und ein Wittbrot för mi unvörstellbor wier. Dat wüür uns nich schmecken, meinten wi ganz öwertüücht.

Ick harr von 1944 bit taun 19. April 1945 up dei Upbuschaul in Niekloster u. a. näben Latein ok dei englische Spraak liernt. Schokolar hebben wi blots von Hüürnseggen kennt un seihn nu dei Amisoldaten bi ehr "Middachäten" disse Schokolar fuddern. Ick truuchte mi un spröök einen Soldaten an: "Have you any chocolate for me, please?" Ick harr unsen lütten Langhoordackel "Moni", denn wi von uns' Verwandten, dei ut Teschow bi Wismar vör dei Russen na Steinbeck flücht' wiern, grar ierst Anfang April 1945 schenkt bekaamen harrn, bi mi. Uns leiwstes Tier!

Dei Ami wieste up denn Hund und sääch: "Give me your dog!" Ick süll mien leiwstes Tier wechgäben? Ick wull dat üm keinen Pries un sääch: "No!"

Hei wir ganz kort anbunnen un gäw mi tau verstahn, dat wi uns nich hannelseinig warn'. Ick kreeg kein ersehntes Stück Schokolar, hei nich unsen Hund. Dat wier mien ierstes Erläwnis mit einen Amerikaner. Ut denn Wunsch is nix worn, denn hei wull hanneln. Ick nich.


Juli 1945: Sünnenfinsternis in Dörp Reppenhagen

Ann 11. August 1999 von 11:20:30 Uhr bit taun Maximum üm 12:20:30 Uhr — dat heit ganze 155 Minuten lang — erläwten wi in Rostock inn Gorden ein Sünnenfinsternis. Dorup hebbt dei Zeitungen, Radio und Fiernsehn schon länger hinwiest. All Lüüd wiern ganz spannt, dit Naturschauspill tau erläben. Hier dei offiziellen Daten:

Rostock (12,1° östlicher Länge; 54,1° nördlicher Breite) nach MESZ am 11. August 1999 von 11:20:30 Uhr in einer Höhe von 45,1° mit einem Maximum um 12:37:40 Uhr sichtbar, d. h. ganze 155 Minuten)

In dei Medien wier meld' worn, dat, wenn dei Maand denn gröttsten Deil von dei Sünnschiew verdeckt harr, in dei Natur wunnerliche Saaken passiern künn'. Dorüp täuwten wi ganz jiperlich.

Worüm beton ick dissen Taustand besonners? Ick wüür an dei Sünnenfinsternis vonn 9. Juli 1945 inn hüdigen Nuurdwestmecklenburg, in Dörp Reppenhagen, erinnert. Dei begünn "Greenwich-Tied" üm Klock 12:56:20. Dei Sünnenhööch wier tau dissen Tiedpunkt 53,8°. Dat Maximum von dei Finsternis wier üm Klock 14:10:10 Uhr. Sei duurte dormit genau 142 Minuten. Dei Bezugspünkt wiern dei Koordinaten von Lübeck: 10.7° E; 53.9° N.


Olle Upnahm von Reppenhagen

Worüm disse Vorräd? Ierst na 54 Johr bün ick in dei Laach — dörch denn Gebruuk von dat Internet — disse exakten Tiedangaben tau maaken.

Dat wier ein warmer Sommerdaach. Mit Inträden von dei "Verdunkelung" dörch dat Verswinn von dei Sünn' wüür dat Veih, besünners dei Käuh, ganz unruhig. Dei Vögels fladderten ganz upgeräächt herüm. Ein kräftiger Wind käm up. Datt wüür so eigenordich schummerich und käuhl. Ganz unheimlich wüür uns, denn up disse Begäwnisse wiern wi nich instellt. Zeitung, Radio — schon gor nich Fiernseihn — harrn wi in dei Nakriegsmaande nich. Dei Radios müssten wi an dei Besatzungsmacht awgäben. Allns käm ganz öwerraschend, ahn datt wi doran denken künn'. Dat güng uns as dat Veih un dei Vagels ünner den Himmel.


In Skandinavien wier dei Sünnenfinsternis ein totale, in Mäkelborg blots ein partielle

Wi erläwten orrer noch bärerer dörchläwten ditt Naturschauspill, datt inn wohrsten Sinn öwer uns käm.

Ganz deip hett sick datt in mien Gedächtnis inprächt. Ob sick noch miehr Lüüd an disse Sünnenfinsternis von "fiefunvierig" erinnern köönen? Ick bün gespannt up ein Naricht.


14.6.2009


na baven