Ut de Handwarksburschentied

"Dat kann ick Di seggen, Fiete", seed mien oll Fründ Hanne to mi, as wi mol wedder bi den'n Neesenkröger Krischon Göttsch in'n Keller bi'n Glas Grog seeten. "Dat weer doch noch'n anner Tied, as wi noch jung Kerl weern, eben ut de Lehr keum'n un op Wannerschaft güng'n. Junge, wenn wi denn mit unsen Bünnel op'n Nacken, den'n Knüppel in de Hand lang de Landstroot marschiern, een Leed no'n annern anstimm'n dehn, wat weer dat fein!

Uns heur de Welt to, ok wenn wi kuum en Penn in de Tasch harn. Du weest, dat ick Moler lehrt heff un mien Handwark ok god verstohn doh. Mien Wannerpass, den'n man jo hebben müß, weer in Ornung, 'n poor Doler Geld harr ick von mien'n Meister kregen, de drög ick, dat se mi nich stohln wörn, in'n Brustbüdel.

As ick nu so recht vergneugt de Landstroot langmarschier, röppt op'nmol een achter mi: "Heda, Kolleje!" — Ick kiek mi üm, dor kümmt noch so'n Reisenden achder mi an, un is denn ok gliek an mien Siet. Ünnern Arm drög he in'n rotwürpelt Taschendook sien lütt Bünnel. He sehg mehr en' n Fechtbroder un Landstrieker as en zunftmäßigen Handwarksburschen ähnlích. Mit sun dicken Proppentreckerknüppel suus he dörch de Luft un seed to mi, "Na, mien Tschunge, wat bist Du denn för'n Landsmann?"

"Ick bin Lauenborger", segg ick to em. "Mensch", röppt he. "Wie sick dat trifft, dat is ja ooch meene Heemat. Dat nenn ick aber Jlück!" Ick dach bie mi, du wullt Lauenborger sien un snacks so'n Quittscheesprook?! Dat is doch komisch.

"Sag mal", frögt he, "wat hast du für'n Jewerbe?"
"Ick bün Moler", antwör ick.
"Also sozusagen en Kinstler. Hast du denn noch Moneten bei dich?", frog he, un drück sick dorbi recht fast an mien Siet.
O weh, dach ick, dor büst du mit den'n richdigen Broder tosoomenkoom'n. "Ne", segg ick, "wie sall ick dorto koom'n? Et sünd slechte Tieden, un an Arbeit is nich to denken."
"Och, Du Dummkopp!", röppt he, "wer denkt an Arbeit! Ick bin nu schon sieben Jahr uff der Walz, hab aber in meenen Beruf, ick bin nämlich von Jeburt Schlachter, noch keenen Tag jearbeetet. Un lebe ooch! Ne, Arbeet is for die Dummen, mien Tschunge."
Oha, dach ick, du büst grod de Richdige. Wenn ick von di blot eers wedder aff weer!
"Sag mal", frög he wedder, "kriggs du von dene Meesters, wo du vorschprichs, ooch Geschenke, ick meene Jeld?"
"Ja", segg ick "dat kriegt wi."
"Mensch", röppt he, "dann mach ick dir 'n jroßartigen Vorschlag. Dann jehn wir von nu an immer zusamm'n zu unsere Meesters. Bei die Malers, wo du vorschprichs, bin ick noch Maler, un bei die Schlachters, wo ick komm, bist du ooch Schlachter. Dat jeht fein, mien Tschunge. Du solls mal sehn, dat lohnt sick. Dat Jeld, wat wir kriegen, wolln wir uns nachher ehrlich teiln. Du siehs, dat ick en Kolleje bin, wie du ihn uff der janzen Welt nich findes."
"Je", segg ick, "dat is jo all scheun un god, ober wat kenn ick von de Slachteree un du von mien Handwerk? Köönt se uns bi den'n Swinnel nich fotkriegen? lck weet doch nich recht."
"Olle Bangbüx!", reep he, "dat merken sie jarnich. Ick hab noch'n Schlachterkittel in mien'n Bünnel hier, den ziehs du an, un'n olle Mütz hab ick ooch noch, die setts du auf, un fertig is der Schlachter, un umgekehrt jiebs du mir dene Malerklamotten. Du solls sehn, mien Tschunge, dat klappt famos. Nu man nich lange jefackelt un raus mit den'n Kíttel."

Wat sull ick junge Dacks gegen so'n olln utgekookten Landstrieker maken? Ick geef em mien Tüch, wat ick in duppelte Oploog harr. He tröck mien'n Molerkittel öber, sett mien Mütz op un seed, "so, nu koom mit, ick weeß hier Bescheed, bin hier schon öfter getippelt. Et is blos noch'n Katzenspunng, dann sind wir in der Stadt, un gleich vorn wohnt en Maler, den riicken wir uff die Bude."

En ehrliche Maler

As wi bie den'n Moler in de Döör keum'n, dor weer de Meister grod bie't Farbenanreugen. Wi seeden mienen Gruß, harrn dorbie uns' Mützen in de Hand un frögen no Arbeit. Mien Kolleg harr dat Wort un snack von de Moleree, as ob he johrelang in dit Fach arbeit harr, dat ick mi vörkeum, as ob ick man so'n lütten Stümper gegen em weer. De Meister lang in de Tasch un geef jeden von uns föfdig Penn. Arbeit harr he to'n Glück nich för uns. Denn güngen wi. "Siehs du", seed mien Kolleg, as wi buten weern, "wie fein dat jeht. Nu jehn wir weiter. Gleich um die Ecke wohnt en Schlachter. Wir jehn hier eben in'n Torweg un tauschen unsern Kittel; siehs du", seed he, as wi dit mokt harrn, "nu bist du Schlachter bie mien'n Meester, wie ick bie dienen Maler war. Nu stell dir nich so dussellich an un komm mit!"

Och, du leebe Tied, mi sack dat Hadd in de Bücks! Ick, de nich mol'n Fleeg dotmoken kunn, sull Slachter speeln. Ober weer he mit mi west, müss ick nu ok mit em. Also los!

Wi keum'n vör den'n Slachter sien Loden an un güngn rin. Mien Kolleeg güng op den'n Haublock to, neuhm dat Biel, wat dor op leeg, sleug dreemol op den'n Block un seed: "Mit Gunst und Erlaubnis, een zujereester Geselle bittet um Arbeit!" Nu keum ick an de Reeg, un wie ick den'n Spruch nohbabbelt heff, weet ick hüt noch nich.
De Meister, en Ries' von Kerl, mit Arm an'n Liew, wo he'n Ossen mit dotslohn kunn, keek mi scharp an, denn frög he: "Was für Landsleute seid Ihr?"
"Wir sind Lauenburjer", antwor mien Kolleeg.
"Aha", reep de Meister, "Lauenburg kenn ich, habe schon Vieh dort hergekricht. Kenne dort auch verschiedene Schlachtermeister. Wo hast Du zuletzt gearbeitet?"
Düsse Froog richt he an mi. Nu, gode Nach, dach ick, nu hett he di foot. lck harr noch nie wat mit Slachtermeisters to dohn hatt, kenn ok gor keen'n, den'n ick em nenn'n kunn, un seed, dor mi keen Noom wieder infull, "ich habe zuletzt bei Meier gearbeitet."
"Meiers kenn ich viel, aber ein Schlachter Meier in Lauenburg ist mir unbekannt", seed de Meister. Dorbi keek he mi wedder scharp en, greep na mien Hänn, bekeek un befeuhl se un frög mi plötzlich, "sag mal mein Sohn, du willst Schlachter sein? Dann sag mir einmal, wieviel Knochen hat denn ein Ochse?"
Nu weer't ut! Wat wüß ick von Ossen un woveel Knoken so'n Beest harr!

Dat Filet hier hett op jeden Fall keen Knoken!

Mien Kolleeg stünn achder den'n Meister sien'n breeden Rücken, un telegrafier mit all' de tein Finger in de Luft rum. De Meister schien dit to marken, he dreih sick op'mol um un hau mien'n Kollegen op de Nees', dat de platt op de Eer leeg. Denn röp he no achdern: "Emil, August, kommt schnell her!" Un in'n nächsten Ogenblick keum'n twee Slachtergeselln von achter her in'n Loden rinstörmt un kregen mi bi de Kehl.

Emil un August

"Halt!", reep de Meister, as ick em in mien Angst seggen deh, dat ick unschullig in den'n Slachterkittel geroden weer, un dat de anner mi dorto verföhrt harr, "diesen tut nichts, den andern aber, der hier schon viel bei mir gefochten hat, vermöbelt mir nach Strich und Faden, das ist der Verbrecher!"
"Du, Bursche", seed he to mi, "hier hast du fünfzig Pfennig für die Angst, die Du ausgestanden hast. Nun mach aber, dass du rauskommst, sonst krichst du auch noch deine Keile, aber dermaßen, dass dir das Schlachterspielen für immer vergeht, du Himmelhund!"
Op mien'n Kollegen ober timmern de beiden Geselln mit upkrempelte Arms un ehr Athletenfüüst rum un döschen op em los, all wat dat Tüch holln wull.

Ick weer wie de Wind ut'n Loden un leup, as wenn de Dübel achder mi weer, ut den'n Ort rut, un sett mi denn eersmol in'n Schosseegroben un verpuuß mi.

Ick harr woll'n Veddelstunn seeten, dor keum mien Kolleeg, nich antogohn, ne, antokrupen. Harrjeh, wat sehg de Kerl ut! Un wat schimp he, as he mi to sehn kreeg. "Du Heuochs!" reep he, "du Rindvieh! Ick hau dir alle Knochen kaputt, dass du sie nachzähln kanns un du weeßt, wieviel Knochen ein Ochse hat. Jieb mir meenen Kittel un meene Mütze wieder un lass dir nich wieder sehn, du Rhinozeros!"

Foto Anke Nissen

Na, ick geef em sien Plünn un güng mien'n Weg alleen wieder. Ick keek mi nochmol üm un sehg, dat mien Kolleeg in'n Groben seet un sick eersmool verhooln deh. Denn de Slachtergeselln harrn em beus toricht.

Ick funn in'n nächsten Ort Arbeit un heff mien'n Slachterkollegen nie wedder sehn. Dit sünd nu all veele Johrn her, ober ümmer, wenn ick dörch de Stadt goh un an'n Slachterloden vörbikoom, war ick an mien Handwarksburschentied erinnert, un an den'n Dag, wo ick Slachter speelt heff. — Scheun weer de Tied doch. Ick much se nochmol torüchhebben! Blot in'n Slachterkittel kreeg mi keener wedder rin. — Krischon, bring uns noch twee Grog, ober'n beten nördlich!"