Judengeschichten ut MeckelnborgJudengeschichten bi uns tohuus
Rehna

opschreven vun Dieter Guderian


Ik harr een jüdschen Grootvadder. He heet Eduard Löwenthal un keem ut Meckelnborg. Opwussen wär he in de lütt Stadt Rehna. De liggt nich wiet af vun de Grenz no Sleswig-Holsteen. Wenn man op de Landkaart ene Linie vun Lübeck no Ratzeborg dahl trecken deit un denn vun'ne Mitt noch ene Linie no Osten, denn is Rehna nich wiet. Langs de Straten sünd dat vun Rehna no Lübeck so bi 25 km.

Rehna liggt in'n blaagen Krink. De Kaart lett sik dör Anklick vergröttern
Rehna liggt in'n blaagen Krink. De Kaart lett sik dör Anklick vergröttern

In de Archiven heff ik rutfunnen, dat de eersten Juden in't Johr 1744 no Rehna trocken sünd. Ik bün mit miene Ahnensökeree nich ganz so wiet trüch kamen. Viellicht sünd miene Lüd 1744 all dorbi west. Um düsse Tiet wär dat för Juden nich mehr verbaden, sik in Meckelnborg seßhaft to maken. 1492 sünd alle Juden no en Pogrom ut ganz Meckelnborg rutsmeten worrn. Von dor an wär Meckelnborg en poor Johrhunnert lang "judenfrei".

Eduard sien Lüd heeten eers siet 1813 Löwenthal. Aaron Jochim wär 1776 op de Welt kamen un hett 1813 den Namen Löwenthal annohmen. De Herzog wull, dat ok de Juden börgerliche Namen harrn. Un dar kunnen se sik welk utsöken. Aaron Jochims Söhn Levi Aaron Löwenthal is 1816 born. As jungen Kerl wär he "Handlungsknecht" bi sienen Vadder. De beiden trocken över Land, vun Dörp to Dörp, mit Packen vull allerhand Kram op de Schullern. Eenige harrn sogar ne Schuvkarr för ehre Soken.

See un ehemalige Klosterkark in Rehna
See un ehemalige Klosterkark in Rehna

Hüttdodags seggt wi, se wärn Landjuden. Se kloppen an de Dören vun de Lüd un verköffen, wat de Lüd in Hus un Hoff allns so bruken dähn. Damals wär dat ganz normal, dat de Juden mit allns, wat de Lüd in de Dörper nödig harrn, över Land trocken. Wat anners arbeden droffen se domols nich, höchstens noch Geld utlehnen — wenn se noog darvun harrn. Aber welk vun de Juden harr dat schon? För de Verlööf, över Land to trecken un Hannel un Wannel to drieven, wär en "Schutzbreef" nödig. Wokeen den kregen dä, müß darför an den Herzog extra wat betahlen, un de allgemeene Stüür sowieso.

Eenes Doogs wull Levi Aaron Löwenthal sik seßhaft moken. He schreev an'n 19. April 1843 eenen Breef:

"Zur Allerhöchsten Großherzgl. Landes Regierung zu Schwerin

Bei meinem vor mehreren Jahren hieselbst verstorbenen Vater bin ich Handlungsknecht gewesen, nachdem ich zurvor die Handlung erlernt. Beim Absterben meines Vaters wurde es mir und meiner Mutter allerhöchst nicht gestattet, den derzeit annoch gültigen Knechtspaß bis zum Ablauf desselben benutzen zu dürfen. Es bleibt mir daher nichts weiter, um meine alte Mutter und mich zu ernähren, als mich mit dem Debit von hiesigen Landes-Lotterie-Loosen zu beschäftigen. Dies Geschäft habe ich nun seit mehreren Jahren betrieben und durch Fleiß und Sparsamkeit mir ein kleines Vermögen erübrigt, welches mich in den Stand setzt, einen offenen Laden mit allerhand Ellen Waaren zu errichten, und mich selbständig wohnbar niederzulassen. Ich bin fast 28 Jahre alt, und habe meiner Militärpflicht genügt, welches beides ich durch die Anl. 1 bewahrheite, und so bitte ich allerunterthänigst: Allerhöchste Landesregierung wolle geruhen, mich mit einem allerhöchsten Privilegis zur Haltung eines offenen Ladens mit allerhand Ellen Waaren im hiesigen Orte Rehna huldvollst zu begnadigen."

Oles Raadhus in Rehna
Oles Raadhus in Rehna

Toeerst leet de Hartog den Breef den Magistrat vun Rehna tokomen und frog an, wat se dormit inverstahn wärn, dat dor en niegen Laden opmokt warrrt. De Magistrat hett dat afsegent, un so kunn Levi Aaron in'n Mai oder Juni 1843 sien' Laden mit Döker un anneren Stoff opmoken. Nu brukt' he nich mehr över Land to trecken.

Wat'n dorto noch weten mutt: Nu ers dröff he 'ne Familje gründen. Dat hett denn ok nich mehr lang duurt. An' 16. Augusts 1843 kunn he mit Rieke Lazarus ünner de "Chuppa" gohn (dat is de Stee, an de de Joden tosomen schreven warrt). Un nu lett ok de Kinnersegen nich mehr lang op sik töven. As he nu dat föfte Kind för't Register vun de Jüdsche Gemeen anmelden dä, dor heet de Moder mit'nmal Fanny Falck. Worüm? Rieke wär doot bleven.

In dat Heiratsregister steiht: Ünner de Chuppa

No.25
Heute den sechzehnten Februar Eintausend Achthundert und drei und fünfzig ward nach der vom Landamte hierzu am vierten Februar dieses Jahres ertheilten Erlaubniß zu dieser Trauung durch mich, den unterzeichneten Rabbiner, nach jüdischem Gesetz copuliert der Wittwer Levin Aron Löwenthal, Fünf und dreißig Jahre alt, in Rehna gebürtig, Sohn des Ahrens Löwenthal, wohnhaft zu Rehna, Kaufmann daselbst, mit Fanny Falck, Sieben und zwanzig Jahre alt, gebürtig zu Moisling, Tochter des Handelsmannes Abraham Falck in Lübeck.
A.S. Adler
Rabbiner"

De Heiratsurkunn

Denn harrn de beiden noch söß Kinner mit'nanner, un dat drütt dorvun wär mien Grootvadder Eduard Löwenthal.

Sienen Söhn Hermann hett Levi Aaron wohrschienlich düchdig ünner de Arms grepen. Hermann hett, noch in Rehna, Klockenmoker lehrt. Dat tell' to de Tied nich as Handwark, un so kunn de junge Jud bi een' christlichen Meister in de Lehr gahn. As he 24 Johr old wär, mok' he in Schwerin sien' eegen Loden op. Un dat in allerbeste Laag.

Dat niege Geschäft

Op siene ölleren Doog is Levi Aaron Löwenthal no Lübeck ümtrocken. De grote Stadt gäv em wohl mehr as de lütte Stadt Rehna. He is 88 Johr old worrn.



9.11.2008


na baven