To'n Gedenken
To'n Gedenken

Dodesmarsch Cap Arcona
Wi hebbt nix seihn, nix hebbt wi höört, nix hebbt wi seggt!

vun Rudi Witzke


Hüüt is Johrsdag vun dat Massaker in de Niestädter Bucht.

De Englänner schrievt in ehr „Operations Record Book" vun'n 2.5. un 3.5.1945 ("Erfolgsbuch"):

Massierte Angriffe der RAF gegen Schiffsansammlungen in der westlichen Ostsee und auf dem Marsch nach Norwegen befindliche U-Boote (etwa 60).

2.5.: Typhoons der 2nd Tactical Air Force (TAF) versenken vor der Lübecker Bucht den Dampfer Florida (5542 BRT) und auf der Trave zwischen Lübeck und Travemünde U 1007, 33 Mosquitos des »Banff Strike Wing« der 143., 235., 248., 404. und 333. Sqn. RAF versenken im Kattegat westlich Göteborg M 293 und U 2359.

3.5.: Typhoons der 83rd und 84th Group der 2nd TAF versenken vor der Lübecker Bucht die mit mehr als 10.000 Häftlingen des Konzentrationslagers Neuengamme überladenen Dampfer Cap Arcona (27.561 BRT, 5600 Tote) und Thielbek (2815 BRT, 2400 Tote) sowie den Dampfer Deutschland (21.046 BRT).

Thyphoons griepen Scheep in de Niestädter Bucht an. Bild: Wikimedia Commons
Thyphoons griepen Scheep in de Niestädter Bucht an. Bild: Wikimedia Commons

Cap Arcona: Up ehr woorn miehr as 6000 KZ-Häftlinge tosamendreven.
Cap Arcona: Up ehr woorn miehr as 6000 KZ-Häftlinge tosamendreven.
Wat schull mit ehr passeern?

Mosquitos un Thyphoons griept an (Wikimedia Commons)Mosquitos un Thyphoons griept an (Wikimedia Commons)
Mosquitos un Thyphoons griept an (Wikimedia Commons)

Mosquitos un Thyphoons griept an (Wikimedia Commons)

Cap Arcona brennt in de Niestädter Bucht
Cap Arcona brennt in de Niestädter Bucht

To'n Gedenken
To'n Gedenken

De Luxusliner MS Cap Arcona, de MS Düütschland un de MS Thielbek wöörn vun inglisch Jagdbomber (Typhoons) vör Niestadt an’n 3. Mai 1945 tweischaten un versenkt. De Scheep weern vull Auschwitz-Häftlinge. De Jagdfleiger schöten up de in’t Wader swemmen Minschen. So kannst dat ok in dat inglische „Kriegsoperationen-Erfolgsbuch“ nalesen.

In Hagalil, en israeelsches Bladd, findt een dissen Tosatz: „Etwa vierhundert Häftlinge, die sich aus dem Wasser retten können, erschießen SS und Hitlerjungen am Strand der Neustädter Bucht.“

Johrenlang kunnst in de Bucht bi’t Baden up minschlich Knaken un Schädel stöten.

Nich wiet vun’n Strand ragte de Bug vun de Cap Arcona as en grotes Liekendenmaal ut de Oostsee in den Heven. Hei süht meist ut as een drauhen Dumen orrer Fuust.

Poor Johr later spelten de Kinner n’n Strand un döösten de Öllern in de Sünn un wi Junglüüd tovten an’n Strand orrer in’t Wader.

Över 8000 Minschen hebbt dor ehr Leven verloren. – Vergeten!?


Nootkrüüz för een Flüchtling, vör dat Plattmaken vun mi mitnahmen
Nootkrüüz för een Flüchtling, vör dat Plattmaken vun mi mitnahmen

En anner Kapitel, dat ok hierher hüürt:

27 Oostarbeiderinnen weern in dat Naverdörp Dissau „unnerbröcht“ west. Ik heff nich rutkregen, wat mit jüm na 1945 worrn is. Nüms „weit wat“, ok de nich, wo se arbeidt hebbt.

Drei storvene Dwangsarbeiderinnen hebbt in Curau ehr Gravsteen nu siet letzt Johr as Denkmaal, wieldat de Pastoor sik insett hett. De Gräver sind platt maakt, wat egenlich verbaden is.

Denkmaal: Polnische Dwangsarbeider Curau
Denkmaal: Polnische Dwangsarbeider Curau

Nix wiest up de Gräver vun de Flüchtling hen, de mit de poolschen Fruuns tosamen achtern an’n Komposthupen vun den Karkhoff ehr letzte Steed funnen harrn. Nootkrüüze weern för de doden Flüchtlinge upstellt un later denn ümstött un wegschafft, ok för mien Maat Günter, den wi dor to Graff drögen.

Een Krüüz steiht bi uns. Dat heff ik ut’n Müll reddt. De letzt Spuur vun jüm.


Un nu wedder trüüch to de Auschwitzhäftlinge un den Dodesmarsch:

Den Maut vun de Pastoors ut Ahrensböök un Sarau un en poor Ahrensböker Börger verdankt wi, dat wi na so an 40 Johr mehr vun de Dodesmärsch vun de Auschwitz-Häftlinge dörch uns Dörper hen na Sarau un trüüch na Niestadt na de MS Thielbek, Cap Arcona un Düütschland to weiten kregen hebbt. Dorvun, dat een Pohnstörperin jüm Eten tosteckt hett, vun de SS fuurts haalt wöör un sik in de kamen Nacht uphängt hett.

Zeitungsschrieverinnen, de poor Johr tovöör de Verbreken upklären wullen, hebbt de Sarauer, de Glasauer un ok woll de Ahrensböker wegjaagt, seker ok de Curauer, Rensefeller un Schwattauer.

Dusende Häftlinge sleppten sik na Sarau/Glasau un von dor wieder na Niestadt up den Dodesmarsch dörch uns Dörper. Un een sää: „Wi hebbt nix seihn, nix hebbt wi höört, nix hebbt wi seggt!“

Hüüt weit wi miehr: Up den Weg vun Swattau na Pohnstörp würden up dissen Dodesmarsch drei Minschen dootschoten, up den Weg vun Curau na Ahrensbök twintig. Twei Graffsteden sünd bloots bekannt. Wo hebbt de annern 21 ehr letzt Steed? Enerworrns neven de Straat orrer achter en Knick?

Schreben steiht denn:

Am 30. April 1945 erschienen bei der Scheune in Glasau Vertreter des schwedischen Roten Kreuzes und verkündeten allen Belgiern, Franzosen und Holländern, sie würden in Sicherheit gebracht werden. Die Häftlinge fuhren nach Lübeck und wurden auf die schwedischen Schiffe „Magdalena” und „Lillie Matthiessen“ verladen.
Die sowjetischen und polnischen Häftlinge blieben vorerst in der Scheune zurück, doch in der Nacht zum 1. Mai formierten sie sich unter der Führung von Schmidt und Mirbeth wieder zu einer Marschkolonne. Der Fußmarsch führte die Kolonne nach Süsel, wo sie in der gleichen Nacht noch Quartier in der alten Gutsscheune bezogen.
Am Morgen der Ankunft erschienen hier wieder die Vertreter des schwedischen Roten Kreuzes und riefen alle Personen westeuropäischer Herkunft heraus. Sie wurden ebenfalls auf die oben genannten Schiffe gebracht. Die osteuropäischen Häftlinge wurde einem letzten Marsch nach Neustadt ausgesetzt.


Swedsche Busse to Reddung vun KZ-Häftlinge. Bild: Wikimedia Commons

Am 1. September 1943 wurde Graf Folke Bernadotte Vizepräsident des Schwedischen Roten Kreuzes. Da dessen Präsident, ein Onkel Bernadottes väterlicherseits, zu diesem Zeitpunkt bereits 82 Jahre alt war, lagen nahezu alle Amtsgeschäfte in den Händen von Bernadotte. Er begann bereits unmittelbar nach Amtsantritt, Pläne für die Nachkriegstätigkeiten des Schwedischen Roten Kreuzes auszuarbeiten. Des Weiteren verhandelte er in seiner Funktion im Jahr 1945 mit erfolgreich über die Freilassung der skandinavischen KZ-Häftlinge. Zusätzlich zu ca. 8.000 Häftlingen skandinavischer Herkunft wurden im Rahmen dieser Mission etwa 10.000 bis 12.000 Häftlinge anderer Nationalität vor allem aus Ravensbrück und Theresienstadt zunächst im Lager Neuengamme bei Hamburg gesammelt und später nach Schweden überführt. Durchgeführt wurde diese Aktion, die in die schwedische Geschichte und die Geschichte der Rotkreuz-Bewegung als die „Weißen Busse“ eingegangen ist, kurz vor Kriegsende von ca. 250 Helfern des Schwedischen Roten Kreuzes.

Spätere Behauptungen des Stockholmer Journalisten Bosse Lindquist, dass bei der Auswahl der geretteten Häftlinge nichtjüdische den jüdischen Gefangenen vorgezogen und westeuropäische Frauen gegenüber Osteuropäerinnen bevorzugt wurden, haben Augenzeugen zurückgewiesen. Darüber hinaus spricht gegen dieses Argument, dass unter den insgesamt etwa 20.000 geretteten Häftlingen ca. 5.000 Juden waren.

Swedsche Busse to Reddung vun KZ-Häftlinge. Bild: Wikimedia Commons
Swedsche Busse to Reddung vun KZ-Häftlinge. Bild: Wikimedia Commons

Vun de Sweden un ehre Busse hebbt wi nix wüßt, nix höört, nix seggt. Un vun de Minschensortereere — hier Leven, dorlang in den Doot — ok nich.

Iehrenmale erinnern an de gräsige Tiet:


Stelen in Bokhof un Sarau. Bild: Genet/Wikimedia Commons


Denkmaal in Niestadt för 7000 Dode
Denkmaal in Niestadt för 7000 Dode


Stele in Curau, een Dörp, dörch dat de Dodesmarsch güng.
Bild: Genet/Wikimedia Commons


"Exodus". Bild: Wikimedia Commons
"Exodus". Bild: Wikimedia Commons

Nu noch een anner Kapitel: In Pöppendörp un Am Stau bi Lübeck weer dat groot "Displaced Persons' Camp". Dat hebbt de Briten inricht. Wokeen de Military Police all ahn de rechten Papeere upgreep, de wöörn na Pöppendorp bröcht. As se in de Flüchtlingssammelsteed Sebarg 1947 uns sään, uns „Internationale Flüchtlingsausweise“ in drei Spraken weeren ungüllig un wi müßten na Pöppendörp, sünd wi lopen, wat wi kunnen.

Exodus-Flüchtlinge in Kücknitz
Exodus-Kinner in Kücknitz

De annern fünnen sik dor mit Dusende wedder, de nich wüßten, wohen. Un so bleven welk bit na 1955 in dat Låger hangen. Ok de Jüüdschen vun de „Exodus“, de de Briten vun Haifa trüüchjagt harrn, weern een Tiet dor achter Tackeldraht un Wachtörm. Hüüt finnst vun dat DP-Låger nix miehr.

Exodus-Flüchtlinge in Kücknitz
Exodus-Flüchtlinge in Kücknitz


Hier weer dat Pöppendörper Lager

Se hebbt dat Rebett upforst. Planten decken Schannen und Noot un Tranen tau. Nau so, as de Sowjets da mit de Rebetts vun de GULAGS maakt hebbt.

Un wenn nafragst, heit dat: Wi hebbt nix seihn, nix hebbt wi höört, nix hebbt wi seggt!

Polen, Ukrainer, Balten un Polen, de bi Kriegssluss hier in de Gegen weern, kemen ok in Låger. De Offzere von jüm weern denn ok to’n Deil in’n Privatquarteer in de Dörper unnerbröcht, bi uns in’t Schaulhuus ok een. De all wullen nich in de „Heimaat“ levert waren, de de UdSSR kuntrulleerte. Een hett sik to uns Tieden in Cashagen dootschaten, de annern hebbt de Englänner 1948 mit Gewalt de Russen övergeven, dat sei de „Verräder“ orrer „Desertöre“ den Prozess maken kunnen. So is dat denn ok passeert!

Bi geschichte-s-h.de kannst nalesen:

Ein Konflikt mit den Briten konnte nicht ausbleiben, denn die wollten sich der aufwendigen Verwaltung der "DP"-Lager entledigen und fürchteten weitere Reibungen mit der Sowjetunion. Auch Balten und Ukrainer wollten nicht in ihre sowjetisierte Heimat zurückkehren. Bei einer Befragung in den Lagern Schleswig-Holsteins sprachen sie sich zu fast einhundert Prozent gegen eine Repatriierung aus.

De Briten weern bang, dat dat de britschen Suldaten, de in de Sowjetunion fasthollen wöörn, an den Kragen güng, wenn se de „Verräder“ orrer „Desertöre" nich övergeven wöörn. Aver een hett nix seihn, nix höört, nix seggt.

Un woans weer dat mit Konzentratioonslåger, de KZs? Egenlich hett een ok nix Naues vun ‚Konzertlåger’ wüßt. „Ok nich vun Neuengamme?“ „Ne, egenlich nich." Na den Krieg snackten aver vele vun ‚Neuengamme’, aver dat harr anner Grünnen.

Tovöör aver stürven dor vun 1938 in een vun de iersten KZs 55000 Minschen. Fiefunföfftigdusend. Minschen.

Neuengamme
Neuengamme

In’n Oktober 1945 wöör Neuengamme dat Internierungslåger un Kriegsverbrekerlåger vun de Briten. 1945 weern dor 8000 Personen interneert. Se schullen Nazis sien orrer wat mit de Naziverbreken to daun hebben.

„Doch, dorvun hebbt wi höört! Dorvun hebbt wi snackt. En Pastoor ut uns Eck schall faken na Neuengamme henföhrt sien un meist mit een Interneerten wedderkamen sien, den hei dor ruthaalt harr.“ So wöör vertellt.

Un wat wüßt ik in de Kriegsjohren? Vun „Konzertlåger“ wöör snackt. Dor bringt se een hen, wenn se di to faten kriegen, wenn du BBC-Narichten höörst orrer to de Eddelwitt-Piraten tohören dääst orrer wat gegen de Brunen dääst orrer sääst.

Do 17 Z Nachtjagdmaschien. Bild: Wikimedia Commons
Do 17 Z Nachtjagdmaschien. Bild: Wikimedia Commons

Mien Brauder weer 1943 för en poor Daag mit sienen Fleiger, eine Do 17 Z, in Niebrandenborg. Dor hebbt Mudder un ik em besöcht. Hei is mit mi över’n Flugplatz föhrt un hett mi veel wiest.

Dei Tuhn. Bild: Andreas Held/Wikimedia Commons
Dei Tuhn. Bild: Andreas Held/Wikimedia Commons

Denn wieste hei up een Tuhn ganz an’n Rand vun den Flugplatz. „Dor dörff ik nich to nah kamen, de scheiten vun ehr Torms sofort up uns. Dor is een Låger mit besünnre Gefangene.“

Ik heff nich nafraagt. Doch wüßt heff ik wat.


Rudi Witzke

3.5.2009


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