Horst Wernecke vertellt: Anekdoten Klopstock un Claudius orr: Jehann, treck mi de Stevel
ut! As Matthias Claudius, de för sien slicht-schöne Gedichten bekannt weer, mol Besöök vun en gelehrten Schrieverling ut Kiel harr, fraag de em ok, off he em denn nicht den Ünnerscheed twüschen sien un den berühmten schwärmerischen Dichtersmann Klopstock sien Schrievaart verkloorn kunn. Claudius sä em, dat dat wull, wenn överhaupt, blots swoor to maken weer, denn sien Kolleeg wöör ja för en ganz annere Bildungsschicht schrieben. "Das verstehe ich nicht", anter de Schrieverling, "Sie bevorzugen doch beide die Natur und die Alltagsidylle?" "Na gut, dann werde ich einmal versuchen, Ihnen den Unterschied am Beispiel einer Alltagsidylle unter Verwendung unserer Heimatsprache deutlich zu machen. Sie verstehen das Niederdeutsche ja auch", anter Claudius, den dat Gequengel al lästig weer. "Klopstock würde zum Beispiel zu seinem Diener sagen: Du, der du weniger bist als ich und dennoch mir gleich, nahe dich mir, knie dich nieder und entledige mich von der Last meiner staubaufwirbelnden ledernen Schäfte! Und ich würde dagegen bloß sagen: Jehann, kumm und treck mi de Steveln ut!" In Gedanken bi de Wiever orr: Hebbel arbeit' an de "Nibelungen" Friedrich Hebbel, de wull gröttste Dramatiker, den uns Land vörbröcht hett, schreev sien Theoterstücken heel langtöögsch. Meisttieds bruuk he Weeken, oftins ok Maanden bit he so wiet weer, dat he all dat, wat he twüschendörch deepdenkern utklamüstert harr, upschrieven kunn. Man denn weer he avers ok mit so'n Füüriever bi de Arbeit, dat dat man blots so flutschen dee. Dorbi harr he ok jümmers spontane Ingevungen, de glieks mit up dat Papier kamen müssen, anners harr he se womöglich vergeten.
As he nu mol vun 'n ölen Fründ ut sien Dithmarscher Schooltied
in sien nie Heimot to Besöök harr, dor weer dat just wedder
so wiet, dat sein Kopp vull weer mit Ideen, de he afsluuts foorts
upschrieven muss. Man he kunn doch sien Fründ ut de ölen
Tieden, de nu en seriösen Professor worrn weer, nicht eenfach
rutsmieten, harr he doch de wiede Reis na Wien up sik nahmen. In
Gedanken weer he ja bi dat fründschaftliche Gespreek ganz woanners,
grummel jümmers wat in'n Bort, flöök af und an ganz
liesen odder fuchel mit de Fuust in de Luft rüm. Mool harr
he Tranen in de Oogen, mool reet he en ganz giftiges Gesicht. Miteens
sprung he gau up, leep ut de Stuuv und schreev an sien Arbeitsdisch
'n poor Reegen för "Kriemhilds Rache" up. As sik
dat 'n poor Mol wedderhalen dää, fraag em sien olen Fründ
denn doch mol, woso he denn jümmers as so'n ansteken Deert
ut de Stuuv lopen dää und wat he wull süük weer?
"Süük?", anter Hebbel dor. "Sowat Ähnlichs
mach dat wull wesen! Siet twee Daag liggt sik Kriemhilde und Brunhilde
al in de Hoor, un just hüüt kümmt dat to en Entscheidung.
Ik bün süllm heel spannt, woneem de Öös dat
anstellt. Dat schall mi maal verlangen, keen de Fehd wull winnen Nu eerst mark de Besöök, dat he düsse literarsche Entscheidungsschlacht an't Vertögern weer. Stantepee sprung he up, drunk sien Rest Wien in't Stahn un weer in Nu ut dat Hebbelsche Huus verswunnen. Den ganzen Weg lang schüttkopp he verbaast und keek sik allewiel um, as wenn he 'n beten wat vun den "Slachtenlarm" mitkriegen dää. Hebbel hett em achterher denn en Breef schreven und sik för sien "unmögliches Verhalten" entschülligt. Sien Fründ hett em trüchschreben: "Ich bin Dir überhaupt nicht böse, mein lieber Friedrich, habe ich doch nicht gewusst, dass das Schreiben eines Trauerspiels so viel an Emotionen frei setzt und so unendlich viel an körperlicher Arbeit bedarf!" Inhaltliche Anregen: Richard Carstensen,
Anekdoten 1 un 2
|
||
23.9.2014 |