Fröhliche Ostern!


Da seht aufs Neue, dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.
Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder —
er zählt die Kinderchens: eins, zwei und drei ...
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?

Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schnupftuch; Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfum.
Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sie's gefunden haben:

Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Und Hans und Lene steckens in die Jacke,
das liebe Osterei — wen freut das nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke
und ohne jedes innre Gleichgewicht.
Die deutsche Politik ... Was soll ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei —
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!

Kurt Tucholsky

Kiek doch opnieg, alltied düt ole Wunner:
de Oosterhaas, de kakelt as en Hohn,
is swaar togang dor ünner den Holunner,
leggt Ei üm Ei üm Ei un hett to doon.
Un ok de Minsch reckt sik, un dat deit goot —
un tellt sien Kinnerkoppel: een, twee, drei ...
Nanu, wat warrt de Fru denn wedder rood?

Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

De Pepersack hett't drock, he packt de Woor
in'n Ei vun Papp, dat bringt hüüt mehr Erlös:
dat sieden Dook, Pieksnadeln för de Hoor,
de Glitterbrosch, Rüükwater för de Nees ...
De jungen Lüüd, so Deerns as Jungs, söökt welig
na de veniensch versteken Leckerei.
Wokeen een findt, juchheit un kakelt selig:

Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Un Hans un Greten stekt sik dat in't Jack,
dat leve Oosterei — se bruukt ehr Schangs!
So glatt un sööt un lecker is't vun'n Smack
un schiet di wat op binnere Balance!
De düütsche Politik ... och gah mi weg!
De liggt in'n Maag meist swarer noch as Blei —
Verdarvt sik nich den Maag dormit! Ik segg:
Vergnöögtes Fest! Vergnöögtes Oosterei!

Överdragen: Marlou Lessing


21.4.2014


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